Nordland Kreuzfahrt – Teil 3

Inseln, Schären und Fjorde in Norwegen

Endlich Norwegen! Lofoten, Hurtigruten, Fjorde, so viele Bilder im Kopf, Filme gesehen und Berichte gehört von denen, die schon dagewesen sind. Und jetzt komme ich: Mit dem Kreuzfahrtschiff vom Nordkap bis in den äußersten Süden, immer entlang der zerklüfteten Küste mit ihren vorgelagerten Inseln und Schären. In diesem Sommer habe ich endlich dieses unfassbar schöne Land kennengelernt.

Norwegen (Foto Simone Blaschke)

Norwegen (Foto Simone Blaschke)

Nordkap für alle – nicht für mich

Blick zum Nordkapp

Blick zum Nordkap (Foto: Simone Blaschke)

Eins gleich vorweg: Ich war nicht am Nordkap. Diesem nördlichsten Punkt des europäischen Festlands, der nicht mehr ist als ein emporragendes Schieferplateau, von dem man bei guter Wetterlage weit hinaus aufs Meer, bei Dunst und Nebel aber nicht mehr als die Hand vor Augen sieht. Alle wollen zu dem Aussichtspunkt mit der Weltkugel, die den geografischen Punkt 71‌‌°10′ 21″ nördlicher Breite markiert. Ich nicht. Jedenfalls dieses Mal nicht.

Aber erst mal von vorne. Nach Island und Spitzbergen nun also Norwegen: Teil 3 meiner Nordland Kreuzfahrt mit der MS Deutschland, dem stilvoll-eleganten ehemaligen „Traumschiff“.

Rentiere in der arktischen Tundra

Erste Station am 25. Juli, Ortszeit 8:30 Uhr: Honnigsvåg, Verwaltungssitz der Gemeinde Nordkapp mit dem gleichnamigen Touristenziel Nummer Eins, dem Nordkap. Das rund 2.500 Einwohner große Honnigsvåg wird täglich von den Schiffen der Hurtigruten angelaufen. Die meisten Reisenden nutzen den Ort ausschließlich als Ausgangspunkt für das Nordkap. Klar, dass auch fast alle Gäste unserer Kreuzfahrt dorthin wollten. Als wir im Hafen einliefen, warteten bereits fünf Busse. Für die wenigen Touristen, die nicht zum Nordkap wollten, reichte ein einziger Bus. Einsteigen und los ging es zu den beiden nördlichsten Fischerdörfern der Welt, Kamøyvǽr und Skarsvåg auf der Insel Magerøya, nur etwa 20 Kilometer vom Aussichtspunkt am Nordkap entfernt. Sofort fällt auf: In dieser Gegend wächst kein Baum. Logisch, wir befinden uns ja auch in der arktischen Tundra, auch Kältesteppe genannt.

Rentiere

Rentiere (Foto: Simone Blaschke)

Die bezeichnet eine offene, baumfreie Vegetation auf Permafrostböden, die aus Flechten, Moosen, Gräsern und sommergrünen Zwergsträuchern besteht. Ideale Lebensbedingungen für Rentiere, von denen wir während unserer Fahrt jede Menge zu Gesicht bekommen. Das liegt daran, dass genau in dieser Gegend, auf dem Plateau Finnmarksvidda, die größte Zahl an Rentieren in Nutztierhaltung vorkommt. Die Samen (indigenes Volk im äußersten Norden Skandinaviens, auch als „Lappen“ bekannt) treiben seit Jahrhunderten ihre Herden vom Inland an die Küste und wieder zurück.

3000 Kilometer ins nördlichste Fischerdorf der Welt

Als wir im 70 Einwohner zählenden Fischerort Kamøyvǽr herumspazierten, hievten gerade ein paar Fischer ihren Fang aus dem Boot und unterhielten sich. Hörte ich richtig? Das klang wie Deutsch mit Berliner Akzent. Ich sprach sie an und sie erzählten mir, dass sie mit ihrem umgebauten Kleinbus fast 3000 Kilometer von Brandenburg in das norwegische Fischerdorf gefahren sind, um hier ihren Urlaub mit Hochseefischen zu verbringen.

Das Erlebnis, im Nordpolarmeer zu fischen, lockt scheinbar viele Hobbyangler in diese einsame Gegend, denn auch im noch nördlicheren Fischerort Skarsvåg (71‌‌°6′ 50″) gibt es direkt am Hafen ein „Fishcamp“. Während die „Urlaubsfischer“ am Hafen ihre Ausrüstung vorbereiteten, öffneten sich am Ende der kleinen Straße die Türen des liebevoll dekorierten Nordkap-Weihnachtshauses („Vinterhus“) mit heimischen Strickwaren und norwegischen Weihnachtsartikeln. Irgendwie eine verrückte Kombination. Fehlt nur noch „Rudolph, the red-nosed reindeer“.

Schippern und Wandern nördlich des Polarkreises

Die weitere Reiseroute führte uns durch die norwegische Innenpassage, vorbei an Tromsø, bis zum Hafen von Harstad, in den wir am nächsten Tag (26. Juli) bei strahlendem Sonnenschein einliefen. Die Stadt ist mit 25.000 Einwohnern für norwegische Verhältnisse schon sehr groß. Sie gilt als Zentrum der Erdöl- und Erdgasförderung in Nordnorwegen. Ein netter Ort zum Leben, mit der nötigen Infrastruktur und vor allem mit jeder Menge Natur in unmittelbarer Umgebung.

Berg Kjeipen nördlich von Harstad

Berg Kjeipen nördlich von Harstad (Foto: Simone Blaschke)

Wie gut, dass ich mich für einen Wandertag auf den Berg Kjeipen entschieden hatte. Nach einer halben Stunde Busfahrt waren wir mitten in der Idylle der größten norwegischen Insel Hinnøya, übrigens immer noch 250 Kilometer nördlich des Polarkreises. Die traumhaft schöne Wanderung endete an einem Bergsee mit kristallklarem, eisigem Wasser.

Hier versorgten uns ehrenamtliche Mitglieder des örtlichen Wandervereins mit Snacks und frischem Kaffee, den sie über offenem Feuer zubereitet hatten. Köstlich! Mit dem Becher heißen Kaffee in der Hand überkam mich plötzlich das Gefühl der totalen Entspannung und Erholung. Genau das ist meine Definition von Urlaub.

Mit dem „Traumschiff“ durch die norwegische Inselwelt

Nachdem wir in Harstad am frühen Nachmittag abgelegt hatten – wie immer mit laut tutendem Schiffshorn, begleitet von der „Traumschiff“-Titelmelodie (ja, wirklich!) – verbrachte ich den gesamten Nachmittag und frühen Abend auf dem Außendeck. Die Sonne schien wohltuend warm vom strahlend blauen Himmel und die abwechslungsreiche Szenerie entsprach dem typischen Bild Norwegens: Kleine Inseln und Siedlungen mit bunten Häusern, Segelboote zwischen den Schären und schneebedeckte Berge am Horizont.

Norwegen Landschaft

Typisch Norwegen (Foto: Simone Blaschke)

Von Ålesund zum Geirangerfjord

In den folgenden Tagen reisten wir weiter nach Süden, vorbei an Rørvik, Trondheim, Kristiansund bis Ålesund.

Dort hatten wir leider nur zwei Stunden Aufenthalt, was ich sehr schade fand, denn diese Stadt beeindruckt mit ihren herausragenden Jugendstilbauten, die sie dem deutschen Kaiser Wilhelm II. zu verdanken hat. Der Norwegenliebhaber half mit seinem Privatvermögen beim Wiederaufbau der Stadt, die 1904 nach einem Großbrand in Schutt und Asche lag.

Hinter Ålesund fuhren wir in einen der längsten, attraktivsten und bekanntesten Fjorde der Welt, den fast 16 Kilometer langen Geirangerfjord. An seiner tiefsten Stelle misst das Flusstal hier rund 200 Meter. Rechts und links erstrecken sich bis zu 1.500 Meter hohe Berge, von denen spektakuläre Wasserfälle hinab rauschen, darunter die „Die sieben Schwestern“, der „Freier“ und der „Brautschleier“. Dass dieser Fjord 2005 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt wurde, kann ich absolut nachvollziehen.

Fjord mit Wasserfällen

Geirangerfjord

Steuereintreiber ausgetrickst

Immer wieder entdeckten wir inzwischen verlassene Fjordhöfe hoch oben in den Felsen und fragten uns, wie die Menschen in dieser einsamen Gegend (über)leben konnten. Der Reiseleiter an Bord klärte uns auf: Vom Wasser aus wurden Nahrungsmittel und Versorgungsgüter über Strickleitern nach oben gebracht. Der mühsame Transport hatte durchaus auch Vorteile. Denn angeblich wussten die Bergbewohner genau, wann ein Steuereintreiber mit dem Boot kam. Dann zogen sie blitzschnell die Leitern hoch. Ein prima Trick, um Steuern zu sparen.

Nach der traumhaften Fahrt bis ans Ende des Fjords folgte die Ernüchterung. Vor uns lag ein riesiges Kreuzfahrtschiff für mindestens 2000 Passagiere und versperrte die Aussicht. Zum Vergleich: Unser Schiff ist für maximal 590 Gäste ausgelegt.

Unser Kapitän ankerte glücklicherweise in ausreichender Entfernung und während für die Passagiere des fetten Hotelschiffs eine eigene Gangway an Land führte, wurden wir in kleinen Tenderbooten ans Ufer gebracht. Sofort suchte ich zusammen mit ein paar anderen Kreuzfahrtgästen das Weite und machte mich auf den Weg in die Natur oberhalb von Geiranger. Nach kurzer Zeit fanden wir einen geeigneten Wanderweg und erreichten nach einer guten Stunde Aufstieg über steile und steinige Pfade einen Aussichtspunkt mit spektakulärer Aussicht auf den Fjord.

Simone am Geiranger Fjord

Geirangerfjord von oben (Foto: Simone Blaschke)

Heimliche Hauptstadt Bergen

Nach mehr als zwei Wochen läutete der Stopp in Bergen so langsam das Ende meiner Nordland Kreuzfahrt ein. Norwegens zweitgrößte Stadt gilt als „heimliche Hauptstadt“ und wird als „Tor zu den Fjorden“ bezeichnet. Umgeben von sieben Hügeln bietet die knapp 300.000 Einwohner große Stadt viel Geschichte, Unterhaltung, interessante Museen, Kirchen und jede Menge hübsche Häuser.

Vom Hausberg Fløyen hat man den besten Blick auf Bergen, den Hafen und die Umgebung. Beim Bummel durch den UNESCO-geschützten Stadtteil „Bryggen“ mit seinen vielen kleinen Geschäften und einheimischer Handwerkskunst habe ich dann noch zugeschlagen. Ein paar kuschelige Strickschuhe und eine Mütze im typischen Norwegermuster mussten einfach sein.

Heimathafen und die Big Four

Meine erste und eindrucksvolle Kreuzfahrt endete am 31. Juli mit einem besonderen Event. Als letztes von vier Hochseeschiffen des Kreuzfahrtveranstalters liefen wir in das Columbus Cruise Center von Bremerhaven ein. Noch nie zuvor lag die gesamte Phoenix-Hochseeflotte gemeinsam im gleichen Hafen. Bei der Einfahrt dröhnten sämtliche Schiffshupen und die Passagiere an Deck winkten sich gegenseitig zu. Auch an Land warteten viele Schaulustige, um sich MS Amadea, MS Artania, MS Albatros und MS Deutschland aus der Nähe anzusehen. Wir mittendrin. Doch ehrlich gesagt wollte ich so schnell wie möglich nach Hause, um in Ruhe das Erlebte zu verarbeiten und die Bilder im Kopf und auf dem Kamerachip zu sortieren.

Hat dir mein Reisebericht gefallen? Was fasziniert dich in Norwegen und was interessiert dich am meisten? Schreibe mir einen Kommentar!

Big Four

Big Four Hochseeflotte von Phoenix Reisen

Alle Fotos ©: Simone Blaschke

Reise 2016