Der bekannteste Sohn der Kanareninsel Lanzarote ist César Manrique (1919 – 1992). Der Maler, Bildhauer, Architekt, Designer und vor allem Umweltschützer hinterließ zahlreiche Spuren auf der Vulkaninsel vor der nordafrikanischen Küste. Starte eine Entdeckungstour auf den Spuren von César Manrique und lerne die Besonderheiten der Insel kennen.

Spur 1 – Unterirdisch: Die Lavahöhlen-Attraktionen auf Lanzarote

Cueva de los Verdes

Keine der kanarischen Inseln ist so von der schwarzen Vulkanlandschaft geprägt wie Lanzarote. Deshalb sind neben den sichtbaren oberidischen Vulkanen besonders die Lavahöhlen eine Attraktion. Nicht weit entfernt von Haria, wo ich eine schöne Unterkunft gefunden habe, liegt die Lavahöhle Cueva de los Verdes. Sie ist mit rund sieben Kilometern das längste Tunnelsystem der Welt.

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Die Vulkanhöhle Cueva de los Verdes auf Lanzarote hat das längste Tunnelsystem der Welt.

Bei einem gewaltigen Vulkanausbruch des Berges La Corona vor etwa 3000-4500 Jahren entstand die Höhle. Während die oberflächlichen Lavaströme ziemlich schnell kalt wurden und sich an der Luft verfestigten, flossen die unteren Lavaströme unter der erstarrten Oberfläche weiter und bildeten eine Höhle, als der Lavastrom schließlich versiegte.

César Manrique schloss sich in den 1960er Jahren mit seinem Künstlerkollegen Jesús Soto von der Insel Fuerteventura zusammen und gestaltete die im 16. und 17. Jahrhundert als Zufluchtsort vor Piraten genutzten Höhlen um. Sie spielten mit der Wirkung von Licht und Schatten auf die Vulkangesteine und die bizarren Formen, die die Lava hinterlassen hat. Heutzutage wird ein Teil der Höhle auch für Konzerte genutzt. Die rund einstündige Führung durch die Cueva de los Verdes ist total beeindruckend. Das solltest du nicht verpassen.

Teile der Vulkanhöhle Cueva des los Verdes werden für Konzerte und Events genutzt.

  • Öffnungszeiten: 10:00 bis 17:00 Uhr, im Sommer (15.07. – 15.09.): 10:00 bis 18:00 Uhr, 24. und 31.12. bis 16:00 Uhr. Ein Besuch in der Cueva de los Verdes ist nur mit Führung möglich.
  • Lage: 15 Minuten Autofahrt von Haria auf der LZ-10 und LZ-1, von Arrecife ca. 30 Minuten, ideal zu kombinieren mit Jameos del Aqua (s. u.)
  • Preise: Erwachsene: 9,50 Euro, ermäßigt (7 – 12 J.): 4,75 Euro, 20% Rabatt ab 15:00 Uhr
  • Mein Tipp: Nimm eine Wasserflasche mit, denn die Luft in der Höhle ist trocken.

Jameos del Aqua

Während Cueva de los Verdes noch etwas ursprünglicher wirkt, schuf César Manrique mit Jameos del Agua ein wahres Zentrum für Kunst, Kultur und Tourismus in einer Lavahöhle. Es wird von vielen als ästhetisches Meisterwerk mit einer faszinierenden Harmonie aus Natur und künstlerischem Schaffen bezeichnet.

Schon als ich die Treppenstufen vom Eingang hinunter ging und das Höhlen-Restaurant und den beleuchteten Höhlensee sah, war ich hin und weg. Man fühlt sich sofort wie auf einem anderen Planeten.

Der Konzertsaal in der Lava-Höhle Jameos del Aqua ist in seiner Form und Lage weltweit einmalig.

Der großartige César Manrique besaß das Talent, diese Vulkanröhre mit dem halb eingestürzten Dach, durch den die Lava des Vulkans La Corona im Norden der Insel floss, in einen ganz besonderen Ort umzuwandeln. Raues schwarze Basaltgestein und die Wasseroberfläche des Sees wirken als Projektionsfläche für ein Lichtspiel aus Weiß, Azurblau, Grün und Schwarz. Vom mit großen Farnen bepflanzten Eingang, in dem man Singvögel trällern hört, bis zum originellen Konzertsaal am Ende der Vulkanröhre ist Jameo del Aqua atemberaubend. Der Konzertsaal liegt quasi in einer eigenen Vulkanblase und ist aufgrund seiner geologischen und akustischen Eigenschaften weltweit einmalig.

Ich hatte dazu noch das Glück, im Barbereich auf der gegenüberliegenden Seite des Sees ein Konzert des bekanntesten Musikers von Lanzarote, Toñin Corujo und seinem Quartett, zu lauschen. Grandios!

  • Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:30 Uhr, Sonderöffnungszeiten (bei Konzerten): 19:00 – 1:00 Uhr, am 18.05. sowie 24. und 31.12. bis 17:45 Uhr
  • Lage: 15 Minuten Autofahrt von Haria auf der LZ-10 und LZ-1, von Arrecife ca. 30 Minuten, ideal zu kombinieren mit Cueva de los Verdes (s.o.)
  • Preise: Erwachsene: 9,50 Euro, ermäßigt (7 – 12 J.): 4,75 Euro, 20% Rabatt ab 15:00 Uhr
  • Mein Tipp: Besuche die Höhle in Kombination mit einem Restaurantbesuch und Konzert. Es gibt ganz tolle Angebote.

Spur 2 – Teuflisch: Das Restaurant „El Diabolo“

Schon am Eingang zum Timanfaya Nationalpark im Südosten der Insel begrüßt eine Skulptur aus rostigem Eisen, Manriques „Feuerteufelchen“, die Besucher.

Das Feuerteufelchen von César Manrique am Eingang zum Timanfaya Nationalpark auf Lanzarote.

Die „Feuerberge“ (Timanfaya) mit ihren Vulkankegeln, den riesigen Lavafeldern und Lavatälern zählen zu den Top-Sehenswürdigkeiten von Lanzarote. Am heißesten Punkt des Nationalpark  auf der Anhöhe im Südosten der „Islote de Hilario“ gestaltete Manrique das 1970 eröffnete Restaurant „El Diabolo“ (Der Teufel). Auch hier erkennt man wieder seine künstlerische Handschrift: runde Formen, das Spiel mit der Lava und dem Kontrast zwischen Weiß und Schwarz. Wie immer legte der Architekt viel Wert auf die Kombination moderner und ursprünglicher Elemente. Der Rundbau aus Lavagestein wird mit einem riesigen, verglasten Panoramafenster gekrönt.

Eine Besonderheit im „El Diabolo“ ist der Vulkan-Grill über einem sechs Meter tiefen Loch. Der Koch nutzt die Hitze von 400 Grad aus den Tiefen des Vulkans, um die typischen kanarischen Speisen zuzubereiten.

El diabolo Lanzarote

Vulkangrill im El Diabolo

  • Öffnungszeiten: Café von 9:00 bis 17:45 Uhr und Restaurant von 12:00 bis 16:45 Uhr (im Winter eine Stunde kürzer)
  • Lage: 45 Minuten Autofahrt nordwestlich von Arrecife auf der LZ-2 und LZ-67 erreichbar
  • Reservierung: telefonisch unter +34 901 200 300 oder per E-Mail an comercial@centrosturisticos.com
  • Mein Tipp: das Desayuno Volcán (Vulkan-Frühstück)

Spur 3 – Erhaben: Der Aussichtspunkt Mirador del Rio

Nur eine halbe Stunde Autofahrt nördlich von Haria liegt auf 400 Metern der „Mirador del Río“ das nächste architektonische Highlight, kreiert von César Manrique. Auch hier ist sein Faible für die geschickte Vereinigung von Kunst und Natur bestens zu erkennen. Besonders originell: die Lage in der Nähe einer ehemaligen Militärbasis. Geschickt getarnt in die Felsen gebaut wirkt das Gebäude am Mirador del Río, dem Ausichtspunkt zur Meerenge El Río, von der landwärts gerichteten Eingangsseite eher unscheinbar. Die Überraschung folgt, sobald man ins Gebäude hinein geht und auf der Terrasse zur Meerseite den großartigen Panoramaeffekt mit Blick auf die kleine Kanareninsel La Graciosa erlebt.

 Mirador del Rio (Simone Blaschke)

Weiter Blick von der Terrasse des Mirador del Rio zur Insel La Graciosa.

Erneut finden sich die für Manrique typischen Formen und Panaramafenster in dem mehrstöckigen künstlerisch geschickt gestalteten Gebäude. Originelle Skulpturen, von der Decke hängende Mobilés und dann diese Aussicht von der Terrasse oberhalb des Risco Cliffs. Auch hier hat Manrique im Teamwork mit dem Architekten Eduardo Cáceres und dem Künstler Jesús Soto gearbeitet. Herausgekommen ist dieses Glanzstück.

Runde Formen gestaltete César Manrique auch im Restaurant des „Mirador del Rio“.

Spur 4 – Häuslich: Die ehemaligen Wohnhäuser von César Manrique

Fundación César Manrique

Die beiden Wohnhäuser, in denen César Manrique auf Lanzarote lebte, waren natürlich keine „normalen“ Gebäude. Auch hier lebte er seine künstlerische Ader aus. Als er nach Auslandsaufenthalten Ende der 1960er Jahre auf die Insel zurückkehrte, errichtete er 1970 auf einem rund 30.000 Quadratmeter großen Grundstück in Tahiche sein erstes Wohnhaus. Das Beeindruckende daran ist, dass das Haus auf einem erkalteten Lavastrom errichtet wurde, den Manrique in das Gebäude integrierte. So steht man vor dem Fenster und hat das Gefühl, der Lavastrom wäre gerade erst ins Haus geflossen.

Als käme die Lava durch das Fenster direkt ins Haus. César Manrique baute sein Wohnhaus in Tahiche auf einem Lavastrom.

Beim Bau des zweistöckigen Gebäudes integrierte er die fünf natürliche Vulkanblasen unter dem Lavagestein. Besonders das Untergeschoss mit den einzigartigen Wohnräume in den Höhlen der Vulkanblasen sind beeindruckend. Die gesamte Wohnfläche beträgt rund 1.800 Quadratmeter (!) plus 1.200 qm Terrassen und etwa 3.000 qm Garten. 1982 gründete er seine Stiftung, die Fundación César Manrique, und lebte bis 1988 in dem Haus, in dem heute neben dem Museum mit den ehemaligen Wohnräumen auch eine Kunstaussstellung untergebracht ist.

  • Öffnungszeiten: täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr
  • Lage: nur 10 Minuten Autofahrt nördlich von Arrecife auf der LZ-1
  • Preise: Erwachsene und Kinder ab 12 Jahre: 8,00 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei
  • Mein Tipp: Erst am späten Nachmittag ca. 1,5 Stunden vor der Schließung hinfahren. Dann sind die großen Touristenbusse wieder weg und es herrscht weniger Betrieb.

Casa / Museo César Manrique

Mitten im Tal der 1000 Palmen von Haría im Norden der Insel liegt das zweite Wohnhaus von César Manrique, sozusagen sein „Alterswohnsitz“. Den konnte er allerdings nur noch vier Jahre nach seinem Einzug 1988 genießen, weil er 1992 mit 73 Jahren bei einem Autounfall auf der Insel starb. 1986 erwarb er das alte Bauernhaus und begann es nach seinem künstlerischen Gusto zu renovieren. Das Ergebnis ist fantastisch und ich würde hier sofort einziehen.

Im Gegensatz zu Tahiche, wo er schon zu seinen Lebzeiten eine Stiftung mit Kunstausstellung integrierte, war das Haus in Haria sein ganz privater Rückzugsort. Bei einem Rundgang durch das heutige Museum kommt man dem Mensch César Manrique besonders nah. Das Casa/Museo César Manrique solltest du bei deinem Lanzarote-Urlaub unbedingt besuchen und einen Tag in dem hübschen Örtchen Haria verbringen.

  • Öffnungszeiten: täglich von 10:30 bis 18:00 Uhr (Feiertage geschlossen), letzter Einlass: 17:30 Uhr, Verlassen der Räume ab 17:50 Uhr
  • Lage: von Arrecife auf der LZ-1 nach Haria (schneller) oder ab Tahiche auf LZ-10 (etwas länger und interessanter)
  • Preise: Erwachsene: 10,00 Euro, Kinder bis 12 Jahre: 1,00 Euro
  • Mein Tipp: Mit einem Tagesausflug nach Haria verbinden, es lohnt sich.

Spur 5 – Stachelig: Der Kaktusgarten „Jardin de Cactus“ in Guatiza

Etwa auf halber Strecke zwischen der Inselhauptstadt Arrecife und Haria liegt der „Jardin de Cactus“, wo etwa 10.000 Kaktuspflanzen und mehr als 1000 Arten auf 5000 Quadratmetern Fläche gedeihen. Wie eine Art Amphitheater wurde der Kaktusgarten terrassenförmig angelegt. Kleine Vulkangesteine bedecken den Boden und speichern Wasser aus dem Morgentau. Durch diesen für die gesamte Landwirtschaft auf Lanzarote typischen Trockenfeldbau (mehr dazu in meinem Blogbeitrag „Lanzarote ist so herrlich anders“) wachsen die Pflanzen auch auf der regenarmen Vulkaninsel. Manrique erschuf diesen besonderen Ort für Kakteen aus allen Teilen der Welt, umgeben von der größten Kaktusplantage der Insel, um auch an die Bedeutung der Kakteen für die Insel zu erinnern. Für den Bau des kleinen Restaurants im „Jardin de Cactus“ verwendete er ebenfalls Vulkangesteine der Umgebung.

  • Öffnungszeiten: täglich von 10:00 bis 17:45 Uhr (im Sommer schon ab 9:00 Uhr)
  • Lage: am nördlichen Ende von Guatiza (aus Süden kommend) an der LZ-1 auf halber Strecke zwischen Arrecife und Haria
  • Preise: Erwachsene: 5,80 Euro, Kinder zw. 7 und 12 Jahren: 2.90 Euro
  • Mein Tipp: Falls du Weihnachten und/oder Silvester auf Lanzarote verbringst, kannst du den Garten sogar am 24. und 31.12. (bis 16:45 Uhr) besuchen.

Weitere Spuren von César Manrique auf Lanzarote

Weitere Spuren von César Manrique findest du zum Beispiel im Bauernmuseum „Casa Museo del Campesino“ in Mozaga genau in der Inselmitte (nur 10 Minuten Fahrt von Arrecife, freier Eintritt). Schon von weitem siehst du eine 15 Meter hohe weiße Skulptur aus alten Wassertanks, mit der Manrique die hart arbeitenden Bauern Lanzarotes darstellen wollte.

Wenn du von César Manrique künstlerisch jetzt so richtig angefixt bist und noch mehr sehen willst, dann besuche auch das Museum of International & Contemporary Art in Castillo de San José oder die vielen anderen Museen und Ausstellungen auf der Insel.

Bist du auf Lanzarote schon den Spuren von César Manrique gefolgt? Was hat dir besonders gut gefallen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

September 2014, aktualisiert Juli 2019

Alle Fotos © Simone Blaschke