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Die Vulkaneifel fasziniert nicht nur Geologen
Für einen Tagestrip oder einen kleinen Wochenendurlaub muss man nicht weit fahren. Auch in Deutschland gibt es viele schöne Ecken. Die Eifel zum Beispiel. Natürlich kannst du dort auf eigene Faust jede Menge Wanderungen unternehmen. Wenn du aber mal zu einer feinen kleinen Tageswanderung mit einem Einheimischen losziehen möchtest, kann ich dir die Touren meines Freundes Jörg Kaspari aus Trier empfehlen. Ich habe an seiner Maarsee-Tour in der Vulkaneifel teilgenommen. Sie startet Parkplatz am Weinfelder Maar (Totenmaar), dem Treffpunkt unserer kleinen Wandergruppe. Jörg ist freiberufliche Landschaftsarchitekt, in der Eifel aufgewachsen und bietet hobbymäßig saisonal geführte Wanderungen durch die Vulkaneifel an. Nichts für Hardcore-Wanderer, die mindestens 20 Kilometer und mehr am Tag laufen und am besten noch diverse Höhenmeter überwinden wollen. Nein, Jörg´s „Zielgruppe“ sind Menschen, die sich gerne in der Natur aufhalten und ganz nebenbei noch Wissenswertes über die Region rund um Daun in der Eifel erfahren möchten.
Unsere Gruppe war mit acht Teilnehmern angenehm klein, bestand aus sympathischen Menschen verschiedener Altersklassen und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden.
Am Totenmaar ist ganz viel los
Im Laufe der Tour gibt Jörg immer wieder interessante Infos und spannende Geschichten über die geologische Entwicklung der Eifel, die Besiedlungsgeschichte und die Botanik zum Besten. Aus der Erzählung „Am Totenmaar“ (1897) von Clara Viebig erfahren wir, wie trostlos und unfruchtbar diese, heute bei Besuchern aus der ganzen Welt so beliebte, Region vor über 100 Jahren war.
Gleich zu Beginn der Tagestour haben wir das Weinfelder Maar in gemütlichem Tempo umrundet. Jörg erklärt auf der Wanderung, warum es den Spitznamen „Totenmaar“ trägt. Hier soll angeblich der Römer Pontius Pilatus (von 26 bis 36 n. Chr. Statthalter des römischen Kaisers Tiberius) Selbstmord begangen haben. Ein Gerücht, dass sich bis heute hartnäckig hält, aber niemals bestätigt wurde. Dennoch ist dieses Maar das einzige in der Vulkaneifel, in dem kein Mensch badet, aus (Er)furcht vor dem Toten.
Weinfelder Kapelle auf geweihtem Feld
Auf der Hälfte des Weges gelangten wir zu der kleinen, auf einer Anhöhe gelegenen Weinfelder Kapelle. An dieser Stelle erklärte Jörg die Geschichte zur Kapelle, die symbolisch für die ganze Region ist:
Weinfeld, herzuleiten von „geweihtes Feld“, war im 15. Jahrhundert ein recht bedeutendes Gebiet, zu dem die Orte Mehren, Schalkenmehren und noch einige kleine Ansiedlungen gehörten. Armut, Brände, Krieg und die Pest sorgten allerdings dafür, dass es hier bald keine Menschenseele mehr gab. Aus dieser Zeit steht nur noch die vom Heiligen Martin geweihte Weinfelder Kapelle aus dem Jahr 1044 mit ihrem Friedhof, auf dem noch immer die Bewohner von Schalkenmehren beerdigt werden. Sie ist übrigens die älteste Kirche der Eifel, die frühesten Fundamente stammen aus römischer Zeit, vermutlich stand an dieser Stelle vorher schon ein keltisches Heiligtum.
Panoramablick vom Dronke-Turm
Hinter der Kapelle geht der Wanderweg bergauf bis zum Plateau des 561 Meter hohen Mäusebergs. Von dort hat man einen wunderbaren Panoramablick über die gesamte Vulkaneifel. Noch besser ist die Aussicht, wenn man auf den Dronke-Turm gestiegen ist. Von hier kann man auf der anderen Seite noch das Gemündener Maar erblicken.
Der Dronke-Turm wurde zwischen 1900 und 1902 übrigens zu Ehren von Adolf Dronke, dem Gründungsvater und Vorsitzenden des 1888 gegründeten Eifelvereins, gebaut. Er sorgte dafür, dass die Region attraktiver wurde und immer mehr Wanderer und Touristen zu Besuch kamen.
Durch die Idylle zum Schalkenmehrener Maar
Vom Weinfelder Maar wanderten wir einen kurzen Weg weiter zum Schalkenmehrener Maar. Entlang des idyllischen Uferwegs, an dem Schafe und Ziegen weiden, kommt man in den kleinen Ort Schalkenmehren, der mich irgendwie an ein typisch bayerisches Dörfchen erinnert, fehlen nur noch die Hängegeranien an den Balkonen. Dort angekommen entdeckten wir neben liebevoll restaurierten Bauern- und Fachwerkhäusern die einzige Eisdiele im Dorf.
Vulkangebiet mit Flachmoor
Nach einem längeren Fußmarsch kamen wir zu den moorigen Sümpfen eines verlandeten Eifelmaars, des sogenannten „Mürmes“. Direkt vor dem Moorgebiet machten wir Rast auf einer Wiese in der Sonne und schauten uns danach das Gebiet zwischen Schalkenmehren und Ellscheid näher an.
Kult-Wissen zwischendurch
In dem etwa um 10.000 v. Chr. als Folge vulkanischer Tätigkeit entstandenen Maarkessel bildete sich im Lauf der Jahrtausende ein Flachmoor mit bis zu vier Meter dicken Torfschichten. Ab etwa 1400 nutzen die Kurfürsten von Trier den Tümpel als Fischteich. Kurze Zeit später fiel der Teich trocken und die Bevölkerung stach dort noch bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Torf aus. Seit 1975 ist der Mürmes als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Gewitter am Pulvermaar
Der letzte Punkt der Wanderung Ziel ist das türkisblaue Pulvermaar, umgeben von einem traumhaften Buchenwald. Gerade als wir am Pulvermaar angelangt sind, wurden wir von einem gewaltigen Gewitterschauer überrascht und versuchten, trotz des heftigen Regens, im Schutz des Laubwaldes – frei nach dem Sprichwort „Buchen sollst du suchen“ – einigermaßen trocken zu bleiben. Die letzten Meter bis zum Ort Gillenfeld, dem Endpunkt der Tour, legten wir im Stechschritt zurück, um so schnell wie möglich das gemütliche Scheunencafé zu erreichen. Dort gibt es dann, je nach Gusto, wärmenden Kaffee, leckeren Kuchen, heiße Kartoffelsuppe und dazu ein erfrischendes Vulkan-Bier.
Kannst du eine Wanderung in der Eifel empfehlen, die man auch als Hobby-Wanderer gut bewältigen kann? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!
Hier noch einmal die Maarsee-Wanderung im Überblick:
ca. 15 km / 6 Std. Wandern inklusive Pausen
Stilles Totenmaar – Weinfelder Kapelle – Mäuseberg mit Dronke-Turm – Dornige Hecken – Grasige Röhrichte – Schalkenmehrener Maar – Moorige Sümpfe – Mürmes – Schwankende Tümpel – Buchen-Urwald – Türkisblaues Pulvermaar – Maarstrand – Gemeinsame Einkehr im Eifeler Scheunencafé
Tour-Angebote und weitere Infos unter www.joergkaspari.com und www.geopark-vulkaneifel.de