Bonn-Center nach 48 Jahren einfach weggesprengt

Ein lauter Knall und rumms fällt in wenigen Sekunden ein Wahrzeichen von Bonn in Schutt und Asche. Zugegeben, es war nicht das schönste Gebäude in Bonn. Aber es hängen Erinnerungen daran, auch meine. Das weiße Hochhaus mit dem Mercedes-Stern auf dem Dach stand bis gestern um 11 Uhr keine 300 Meter Luftlinie von meiner Wohnung entfernt, gegenüber vom ehemaligen Bonner Regierungsviertel an der Reuterbrücke. Das Kabarett- und Musiktheater Pantheon, ein Bowling-Center, sogar mein Hautarzt befanden sich in dem hässlichen Mini-Wolkenkratzer. Irgendwie gehörte das Ding zum Bonner Stadtbild wie der Lange Eugen und der Posttower.

Pendant zu Europa-Center in Berlin

Vor 48 Jahren als Antwort auf das Europa-Center in Berlin gebaut, beherbergte das Bonn-Center im Laufe der Jahrzehnte ein Hotel, Supermarkt, Friseur, Restaurants, Verbände, Botschaftskanzleien, EU-Büros, n-tv, Deutsche Post, Fitnessstudio und Arztpraxen.

Egal, ob man aus Süden oder Norden von der Autobahn nach Bonn reinfuhr, an der Reuterbrücke fiel der Blick unweigerlich auf das Bonn-Center. Für viele Einheimische, die ich gestern bei der Sprengung traf, symbolisierte das hässliche Gebäude irgendwie „Nach Hause kommen“.

Tausende Schaulustige und viel Presse

Was war das ein Spektakel gestern. Ich wohne um die Ecke und ich wollte das Ereignis keinesfalls verpassen. Ich hatte noch nie so eine Sprengung (250 Kilogramm Sprengstoff) aus nächster Nähe gesehen. Doch ein Zeitungsbericht im Bonner Generalanzeiger schreckte mich zunächst ein wenig ab. Angeblich würde man sowieso nichts sehen können, weil Polizei und Feuerwehr großräumig absperren und nur akkreditierte Medienvertreter auf die Brücke dürften.

Volksfeststimmung vor dem großen Knall

Am Sonntagmorgen dachte ich mir: Was soll’s. Ich fahre jetzt einfach mal mit dem Fahrrad zur Wiese unterhalb der Brücke. Vielleicht sehe ich trotzdem ein Zipfelchen vom Gebäude. Dieser spontanen Eingebung folgend, befand ich mich keine 5 Minuten später zusammen mit hunderten Schaulustigen auf einer Wiese in Volksfeststimmung. Getränke wurden gereicht, Klappstühle aufgestellt, Handys und Kameras in die Höhe gereckt.

Kurz vor 11 Uhr war es soweit. Die Sirene kurz vor der Sprengung hörten wir nur leise. Keine Minute später knallte es einmal laut und heftig und das das 18-stöckige Gebäude fiel in Sekunden in sich zusammen. Ein kurzer Applaus und das war’s! Immerhin war diese Sprengung so spektakulär, dass gestern abend in allen Nachrichten (sogar in der Tagesschau um 20:15 Uhr) darüber berichtet wurde.

Alle Fotos © Simone Blaschke