Fünf Jahre war der Bonner Münster wegen Renovierung geschlossen. Seit November ist er wiedereröffnet und das mit großem Paukenschlag. Zuerst mit einer tollen Kunstausstellung und jetzt mit einer kunstvollen Lichtshow. Und das alles in einer katholischen Kirche. Für mich im ersten Moment unvorstellbar, denn gerade die katholische Kirche macht eher mit konservativen Ansichten und Skandalen von sich reden. Umso größer war meine Überraschung, dass es auch modern und kreativ geht.

Ich gehöre übrigens keiner Konfession an, finde aber, dass Kunst und Kultur überall stattfinden darf, ganz besonders in Kirchengebäuden. Kunst im Bonner Münster stelle ich dir heute als mein „Kultding des Monats“ vor.

Ausstellung „Licht und Transparenz“ im Bonner Münster

Fast 1000 Bonner:innen nahmen am Festhochamt zur Wiedereröffnung der Basilika am 1. November letzten Jahres teil, mehrere hundert Zuschauer:innen verfolgten den Festakt auf dem eigenen YouTube-Kanal des Bonner Münsters.

Im Anschluss an die Wiedereröffnung wurde im Bonner Münster drei Monate lang die wunderbare Ausstellung „Licht und Transparenz“ in Kooperation mit der Stiftung für Kunst und Kultur gezeigt, bei der Werke von Monica Bonvicini, Anthony Cragg, Heinz Mack, Mariele Neudecker und Gerhard Richter zu sehen waren. 

„Licht und Transparenz“ – Nomen est Omen, denn der Titel der Ausstellung beschreibt das, was der katholischen Kirche gerade an allen Ecken und Enden abhanden geht – Stichwort Missbrauch. Aber das wird an anderer Stelle heiß diskutiert. Hier möchte ich dir meine Eindrücke von der beeindruckenden Ausstellung zeigen, die leider nur bis zum 31. Januar ging. Von mir aus hätte sie länger dauern können. Einigen konservativ denkenden „Gläubigen“ ging es gegen den Strich, moderne Kunst in einer katholischen Kirche auszustellen. Sie empörten sich fürchterlich und verliehen ihrer Freude öffentlich Ausdruck, als die Kunstwerke Anfang Februar abgebaut wurden. Blöd nur, dass nur zwei Wochen später sogar die Kirchenbänke entfernt wurden, um ein Wochenende lang eine spektakuläre Lichtshow zu zeigen (siehe unten).

Kunst und Kirche passt gut zusammen

Der öffentliche Raum gehöre allen, sagte Professor Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung für Kunst und Kultur, bei der Eröffnung. Die Verbindung von Kunst und Kirche sei schon sehr alt. Sie beschäftige uns und animiere uns zum Nachdenken, zur Auseinandersetzung. In einer Zeit, in der es nicht nur in der Kirche Skandale gebe, „tun Licht und Transparenz dringend Not“.

Ich gebe zu, dass ich mich weniger philosophisch mit der Verbindung von Kunst und Kirche befasst habe, sondern vielmehr mit dem optischen Aspekt der Kontroverse. Bunte Malerei an den Wänden der wunderschön renovierten Münster Basilika in Bonn, imposante Skulpturen zwischen den Kirchenbänken und vor dem Altar, das fasziniert(e) und begeistert(e) mich und über 80.000 andere Besucher:innen der Ausstellung.

„Es werde Licht“ – Lichtshow mit Musik Perfomance im Bonner Münster

Direkt nach dem Ausstellungsende wurde der Bonner Münster geschlossen, um die Exponate abzutransportieren und die Kirchenbänke auszuräumen. Damit wurden die Vorbereitungen für das nächste kulturelle Highlight getroffen. Vergangenes Wochenende fand nach Einbruch der Dunkelheit die beeindruckende Lichtshow „Es werde Licht“ mit einer kreativen Musik Performance statt, die ich genauso wenig in einer katholischen Kirche erwartet hatte wie eine moderne Kunstausstellung. By the way: Sowohl die Ausstellung als auch die Lichtshow (mit Voranmeldung von Zeitslots wegen Corona) waren kostenlos.

Die folgenden Bilder und Videoaufnahmen geben dir einen kleinen Eindruck und lassen erahnen, wie außergewöhnlich und mitreißend diese 45-minütige Show war. Wenn Kirche sich so für Kunst und Kultur öffnet, komme ich jedenfalls öfter vorbei.

Warst du auch in der Ausstellung oder hast die Lichtshow im Bonner Münster besucht? Wie hat es dir gefallen? Kennst du andere Kirchen mit einer Kunstausstellung? Ich freue mich auf deine Meinung und eigene Tipps zu diesem Thema. Schreibe einen Kommentar oder sende mir eine E-Mail an simone@kultreiseblog.de.

Die Geschichte des Bonner Münsters

Mitten im Herzen der Stadt Bonn befindet sich an exponierter Stelle das Bonner Münster. Hier fand man die älteste antike Totengedächtnisstätte nördlich der Alpen. Seit dem 13. Jahrhundert, als die Bonner die Münster-Basilika in ihr Stadtsiegel aufnahmen, ist sie das Wahrzeichen der Stadt Bonn.

Cassius-Stift

691 (vermutlich schon 643) wird erstmals eine Gemeinschaft von Priestern an den Gräbern der Märtyrer in Bonn urkundlich bezeugt. Hieraus entstand das Cassius-Stift, dessen berühmtester Vorsteher Gerhard von Are war.
Das Stift und der Propst genossen eine Vorrangstellung im gesamten Erzbistum Köln, welches im Mittelalter wesentlich größer war als heute. Der Bonner Stiftspropst war der erste der Archae-Diakone und kam in der Rangfolge gleich hinter dem Erzbischof.
40 Stiftsherren gab es am Bonner Münster, darunter Robert von Genf, der spätere Gegenpapst Clemens VII. oder Reginhard, der später Bischof in Lüttich und nach seinem Tod heiliggesprochen wurden.
Zu den Besitztümern des Stiftes gehörten der Drachenfels und Weinberga an Rhein, Ahr und Mosel.

Päpstliche Basilika

Der Pfingstsonntag 1956 war ein besonders festlicher Tag in der Geschichte des Bonner Münsters. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Aloysius Münch, feierte mit den Bonnern die Erhebung ihres zentralen Gotteshauses zur „Päpstlichen Basilika minor“, wovon zahlreiche päpstliche Wappen außen und innen zeugen (Hauptportal, Westportal, Stadtpatroneschrein, Vierungsaltar, Fenster im Nordquerhaus).

Unterhalb der Erzbasiliken (basilica maior) sind vom Apostolischen Stuhl herausragende Gotteshäuser mit dem Titel Basilika (=basilica minor = kleine/niedere Basilika) ausgezeichnet worden, zunächst nur in Rom, dann in Italien und schließlich in der ganzen Welt. Waren solche Erhebungen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch selten, so wurden im 20. Jahrhundert immer öfter ehrwürdige Gotteshäuser zu Basiliken erhoben.

Sinn dieser Erhebung ist, die enge Verbundenheit des Papstes mit den Ortskirchen zu dokumentieren. Sie wird am deutlichsten durch die Bischofskirchen sichtbar, aber auch durch die Basilicae Minores bekundet. Es handelt sich um bei den Christen beliebte und viel besuchte Zentren des geistlichen Lebens. 1897 wurde erstmals eine deutsche Kirche zur päpstlichen Basilika erhoben: Die Klosterkirche Vierzehnheiligen.

Der Kreuzgang

Der rund 900 Jahre alte Kreuzgang des Bonner Münsters ist der am vollständigsten erhaltene romanische Kreuzgang nördlich der Alpen und des Rheinlands sowieso. Nach längerer Restauration sind Kreuzgang und Innenhof nun wieder vollständig zugänglich und erstrahlen in einer besonderen Illumination.

Quelle: https://www.bonner-muenster.de/

Hier kannst du mehr über die Geschichte des Bonner Münsters erfahren.

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Kultding des Monats #Februar 2022

Fotos © Simone Blaschke