Seit März befinden wir uns in der Corona Krise. Anfangs war die nur mit dem Reaktivieren alltäglicher Hygienemaßnahmen, dem gründlichen Hände waschen und Nutzen von Desinfektionsmitteln verbunden. Doch als die sozialen Einschränkungen zunahmen, Abstand halten und #zuhausebleiben zum Alltag wurden, machte sich immer mehr Sorge in der Bevölkerung breit. Nach rund 4 Wochen Lockdown gibt es seit 4. Mai wieder Lockerungen. Wie ich ganz persönlich die Krise rund um das COVID19-Virus von März bis heute erlebt habe? Ein Einblick in mein Corona Tagebuch.

#Corona Start Anfang März

Da war die Welt noch (halbwegs) in Ordnung

Die ersten Großveranstaltungen und Messen, darunter die Reisemesse ITB, das Berlin Travel Festival (auch für Reiseblogger wichtige Veranstaltungen) sowie der Genfer Autosalon wurden zwar schon abgesagt. Aber noch ging man zur Arbeit und traf sich in größeren Gruppen. Das Treffen unseres „Kreativ am Fluss“ Frauen-Netzwerks fand am 6. März in Bad Honnef bei Bonn gerade noch ohne große Sorge statt. Viele umarmten sich bei der Begrüßung, die Verunsicherung hielt sich in Grenzen. Unsere Gastgeberin Ursula Kollritsch, unter anderem Autorin des Reiseführers „Glücksorte in Bonn“ stellte aber schon ausreichend Seife im Spender, Einwegtücher zum Abtrocknen der Hände und Desinfektionsmittel bereit. Zeitgleich entwickelte sich Heinsberg bei Aachen zum Hotspot für Corona-Infizierte in NRW, und am 7. März wurde der erste Corona-Verdacht in Bonn bekannt.

Gut gelaunt und voller Zuversicht, dass das Corona Virus kein allzu großes Ausmaß nimmt,  trafen wir uns am 6. März zum Vortrag über „New Work“ unseres Netzwerk-Mitglieds Birgit Eschenbach (hintere Reihe Mitte) von der Agentur Rheintöchter.

#Corona Mitte März: Hamsterkäufe und die Jagd auf Klopapier

Spätestens als am 13. März vom Bundesgesundheitsminister angekündigt wurde, dass zunächst bis Mitte April strenge Ausgangsbeschränkungen eingeführt werden, Kitas, Schulen und Spielplätze bereits geschlossen waren, nur noch Geschäfte und Betriebe für die notwendige Grundversorgung geöffnet bleiben durften und die komplette Gastronomie und Hotellerie schließen musste, war es um unseren freiheitlichen, ziemlich sorgenfreien Lebenstil geschehen. Keine Treffen mehr mit haushaltsfremden Personen, keine Gruppenansammlungen im Freien, weder zum Sport machen noch zum Picknicken oder Ähnliches. Plötzlich hieß es rigoros Zuhauesbleiben. Nur zum Einkauf der Lebensmittel durfte man das Haus verlassen, dann aber auf den Mindestabstand achten.

Desinfektionsmittel für die Hände, Sagrotan, Seife und ähnlich wirkende Mittel, um dem bösen Corona-Virus die Stirn zu bieten, waren längst ausverkauft. Dass aber in den Supermärkten so übertrieben auf Vorrat gekauft (Hamstern) wurde, kam für mich sehr überraschend. Beim Anblick der leeren Regale blieb mir die Spucke weg. Mehl, Nudeln und Reis waren plötzlich heiß begehrt und wurden in Massen gehamstert. Waren auf einmal alle zum Hobbykoch und Bäcker mutiert? Ich kann es bis heute nicht nachvollziehen.

Unfassbar: Von heute auf morgen fiel Deutschland in einen Ausnahmezustand. Die Corona Krise artete in wochenlange Hamsterkäufe aus. Die Supermarkt-Regale mit Desinfektionsmitteln, Seifen, Mehl, Nudeln, Reis und Haferflocken waren für viele Tage leer gehamstert.

Unfassbar: Von heute auf morgen fiel Deutschland in einen Ausnahmezustand. Die Corona Krise artete in wochenlange Hamsterkäufe aus. Die Supermarkt-Regale mit Desinfektionsmitteln, Seifen, Mehl, Nudeln, Reis und Haferflocken waren für viele Tage leer gehamstert.

Klopapier: Heiße Ware in der Corona Zeit

Am schlimmsten jedoch war der Run auf Klopapier. Sowas hat die Welt noch nicht gesehen. Ende März herrschte Ausnahmezustand in deutschen Supermärkten. Wenn es jemandem auf der Jagd nach Klopapier gelungen war, kurz nach Ladenöffnung eine der begehrten 10er-Packungen zu ergattern, kam das einer Sensation gleich und wurde sofort bei Facebook & Co. gepostet.

In dieser Zeit hatte ich das Gefühl, es ging alles Schlag auf Schlag. Leer geräumte Regale gehörten zum täglichen Bild, weshalb schon bald die Einkaufsmenge reglementiert wurde (jeder nur eine Packung). Spaß-Videos und lustige Fotos zum Thema Klopapier gingen viral. Meine Nichte, die mit ihren zwei Mädels (2 und 9 Jahre) zuhause war, vertrieb sich die Zeit, indem sie mit ihrer Jüngsten eine Szene von „Herr der Ringe“ nachstellte. Die Kleine saß mit einer Rolle Klopapier in der Hand da, grinste in die Kamera und sagte à la Gollum: „Mein Schatz.“ War das zu fassen? Ich lachte mich schlapp.

Passend zum Klopapier hamstern machten Sprüche über die Deutschen die Runde, wie

Die Franzosen kaufen Wein und Kondome, die Deutschen lieber Klopapier.

Sogar eine Autowerkstatt bei mir in der Nähe verkaufte schließlich Großpackungen an Klopapier. Inzwischen steht dort wieder Autozubehör im Schaufenster.

Sogar eine Autowerkstatt bei mir in der Nähe verkaufte schließlich Großpackungen an Klopapier. Inzwischen steht dort wieder Autozubehör im Schaufenster.

Einsame Bahnfahrt im ICE am Wochenende

Mit zunehmenden Infektionszahlen und wachsenden Vorsichtsmaßnahmen blieben immer mehr Menschen zu Hause. Das wirkte sich auch auf den Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn aus. Während ich seit Jahren regelmäßig längere Strecken am Wochenende mit dem ICE oder IC zurücklege und zielgerichtet Zeiten und Verbindungen auswähle, die nicht ganz so voll sind (mit mehr oder weniger großem Erfolg), war meine vorerst letzte Fahrt mit der Bahn Mitte März fast schon spooky. Noch nie hatte ich in den letzten 10 Jahren so eine einsame Bahnfahrt wie an diesem Wochenende erlebt. Stell dir vor, du teilst dir einen ganzen Wagen im ICE nur mit zwei weiteren Passagieren. Und die Zugbegleiter waren so gelangweilt, dass sie zu viert gegenüber von mir Platz nahmen und Videos am Handy anschauten.

Am 15. März, einem Sonntagnachmittag (!) saß ich im beinahe leeren Abteil des ICE. Da wurde mir der Ausnahmezustand ziemlich bewusst.

Am 15. März, einem Sonntagnachmittag (!) saß ich im beinahe leeren Abteil des ICE. Da wurde mir der Ausnahmezustand ziemlich bewusst.

#Corona Lockdown April: Soforthilfe und zuhause bleiben

Ich habe erst gezögert, dann aber gehandelt. Denn als mir ein sehr großer Auftrag wegen Corona wegbrach, gehörte auch ich zu den zig Hunderttausenden von Selbstständigen in Deutschland, die auf Soforthilfe vom Bund bzw. Land angewiesen waren. Sorge um Ansteckungsgefahr, berufliche Existenzängste, Home Office, Home Schooling, auf einmal brach alles über fast jede und jeden irgendwie ein und die Welt dreht sich seitdem nicht mehr wie vorher.

In dieser Zeit beherrschten die täglichen Meldungen des Robert Koch Instituts die Schlagzeilen. Wie hoch ist die Zahl der Neuinfektionen? Wie hoch die Anteckungsrate? Halten wir die Verbreitungszahlen wie erhofft durch die Maßnahmen niedrig? Ich gebe zu, irgendwann konzentrierte ich mir nur noch auf zwei bis drei Quellen, um nicht völlig kirre zu werden.

Reisen nicht mehr möglich

Mit den steigenden Infektionszahlen, besonders dramatisch in Italien, Spanien, Frankreich und den USA, nahmen auch die Reiseverbote zu. Nach und nach wurden alle Grenzen, auch innereuropäisch und sogar innerhalb von Deutschland (Sachsen-Anhalt) geschlossen und die noch im Ausland verbliebenden deutschen Touristen wurden mit aufwändigen Rückholaktionen durch das Auswärtige Amt nach Hause geholt. Zur Verwunderung vieler Beobachter wurde in den Rückholfliegern der Lufthansa kein Mindestabstand eingehalten, die Touristen saßen dicht an dicht im Flieger. Komisch, da überwog scheinbar der wirtschaftliche Aspekt.

Apropos Wirtschaft: Die Luftfahrtindustrie und die gesamte Tourismusbranche treffen die Auswirkungen der Corona Krise besonders hart. Von großen Konzernen wie Lufthansa oder TUI bis hin zu kleinen Reisebüros und familiengeführten Hotels schlägt das Virus knallhart zu. Trotz milliardenschwerer Kredite durch den Bund hat TUI am 13. Mai bekannt gegeben, 8000 Stellen zu streichen.

Frische Luft schnappen wird zum Luxus

Seit unsere Reisefreiheit so drastisch eingeschränkt ist und wir nach wie vor einen Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten sollen, entdecken sogar diejenigen, die der Natur sonst nicht so viel abgewinnen konnten das Wandern, Spazierengehen und Radeln in freier Natur. Weil auch die Fitnessstudios und Vereine ihren Betrieb bis vor kurzem ganz geschlossen halten mussten, gab es gefühlt doppelt so viele Jogger und Radfahrer als zuvor. Nicht immer zur Freude der Spaziergänger, denen schwitzende, keuchende Jogger häufig viel zu nah auf die Pelle rückten.

Weil der April zudem auch  noch besonders sonnig, warm und trocken war, suchte ganz Deutschland ein bisschen Freiheit an der frischen Luft.

Sozialer Abstand und Maskenpflicht

Nach den omnipräsenten Hinweisen auf Hygienemaßnahmen und 1,50 Meter Mindestabstand ließen die kreativen Mund-Nasen- Masken nicht lange auf sich warten. Weil es, übrigens weltweit, in Krankenhäusern und Arztpraxen an professionellen Schutzmasken fehlte, die ausgerechnet in China hergestellt werden, fingen die Menschen hierzulande an, selbst welche zu nähen. Stoffreste wurden gesammelt, eingemottete Nähmaschinen aus dem Keller geholt und kurzerhand per Video-Anleitung zum Nähen von Masken eingesetzt.

Mund-Nasen-Schutz selbst genäht in der Corona Zeit.

Trauerfeier mit Hürden

Wie stark ich persönlich, abgesehen von den wirtschaftlichen Auswirkungen auf meine Selbstständigkeit, von der Corona Krise betroffen sein würde, wurde mir bewusst als wir nach Ostern einen geliebten Menschen aus meiner Familie beisetzen mussten. Die ohnehin schon hochemotionalen Vorbereitungen einer Trauerfeier wurden durch die Corona-Auflagen um ein Vielfaches verstärkt. Videokonferenzen mit meinen Geschwistern, mit der Pfarrerin und dem Bestatter im Vorfeld, kaum Auswahl beim Blumenschmuck und das Schlimmste: Nur maximal 15 Personen, schriftlich aufgelistet,  durften mit 2 Meter Mindestabstand zueinander teilnehmen. In unserem Fall fand die Trauerzeremonie nicht in, sondern nur vor der Friedhofskapelle statt. Wenigstens schien die Sonne und wir führten die Zeremonie mit Urnenbeisetzung so würdevoll wie möglich durch. Am Ende durften wir uns untereinander noch nicht einmal umarmen. Das war das Traurigste, was ich in dieser Zeit erlebt habe.

Das wünscht man keinem: Eine Beerdigung mit Mindestabstand auf dem Friedhof.

Videokonferenzen und virtuelle Sport-Kurse

Seit wir uns nicht mit mehr mit Freunden treffen, keine persönlichen Meetings mit Kollegen abhalten und auch immer noch viele Sport-Kurse in geschlossenen Räumen ausfallen, boomen Zoom, Skype, Teams & Co. Wenn jemand von der Corona Krise profitiert, dann die Anbieter von Videokonferenzen und virtuellen Meetings. Ich habe mich relativ schnell damit angefreundet, auch wenn ich den Tag herbei sehne, an dem wir uns wieder problemlos treffen, umarmen und gemeinsam schwitzen dürfen (oh, wie ich die Sauna vermisse).

Zoom Konferenz zu Corona Zeiten

#Corona Mitte Mai: Aktueller Stand der Lockerungen

Ganz langsam werden die Corona bedingten Maßnahmen gelockert, wobei jedes einzelne Bundesland die Beschlüsse und Empfehlungen des Bundes unterschiedlich auslegt. Erst seit dem 11. Mai dürfen Fitnessstudios und Restaurants wieder öffnen, allerdings unter strengen Auflagen.

Die Lockerungsmaßnahmen nach Bundesländern gegliedert findest du hier.

Bereits am 4. Mai durften die Friseure wieder öffnen. Wie froh ich darüber war, brauche ich dir wahrscheinlich nicht zu erzählen, oder? Ich ergatterte direkt für den 5. Mai einen Termin, setzte meine Maske auf und los ging es.

Mein erster Friseurtermin nach über 2 Monaten Abstinenz. Da war mir auch egal, dass ich eine Maske tragen musste. Hauptsache ich hab die Haare schön.

Mein erster Friseurtermin nach über 2 Monaten Abstinenz. Da war mir auch egal, dass ich eine Maske tragen musste. Hauptsache ich hab die Haare schön.

Und jetzt?

Noch weiß niemand so genau, wohin die Lockerungen führen. Ich denke, die Mehrheit der Menschen hält sich an den Mindestabstand und die Hygieneregeln. Der Aufwand für Gaststätten, Friseure etc. ist immens, weil auch die Daten der Kunden und Gäste mit Ankunft und Verlassen des Ladens erfasst werden müssen. Auch warten alle auf die vielbesagte Corona-App, die freiwillig genutzt werden kann, um zu erfahren, ob man in Kontakt mit Infizierten gekommen ist (z. B. im Bus oder Supermarkt).

Wie erlebst du den Corona Ausnahmezustand? Welches positive wie negative Fazit ziehst du aus der Corona Krise? Schicke mir dein liebstes Foto aus der Corona Zeit. Ich freu mich drauf!

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Mai/2020

Alle Fotos © Simone Blaschke