Flinders Ranges – das Outback im Süden

Wenn die Rede  australischen Outback ist, woran denkst du zuerst? Richtig, an Ayers Rock, besser gesagt Uluru, die Olgas und Kings Canyon im Red Centre. Doch das „Outback“ ist viel mehr als das. Es bezeichnet im Grunde alle australischen Regionen, die weit entfernt der Zivilisation liegen. Das sind beinahe drei Viertel der australischen Fläche. Schon allein deswegen gehört für mich zu einer Australienreise immer auch ein Trip ins Outback. Deshalb peilten wir nach unserer Rückkehr von Kangaroo Island (Süd-Australien Part 1) auf unserer Tour durch South Australia die Flinders Ranges an. Dieser Gebirgszug liegt im nördlichen Teil des Bundesstaates und erstreckt sich über rund 500 Kilometer. In Adelaide mieteten wir uns für eine Woche einen 4WD Camper mit Faltdach von Britz. Eine gute Wahl, wie sich herausstellte. Denn vor allem bei großer Hitze und wenig nächtlicher Abkühlung weht durch die Öffnungen in der Plane des Faltdachs immer ein kühles Lüftchen.

Flinders Ranges mit 3 National Parks

In den Flinders Ranges gibt es drei National Parks, von denen wir zwei ansteuerten. Zuerst fuhren wir in den Mount Remarkable Nationalpark, etwa 240 Kilometer nördlich von Adelaide.

Im kleinen Örtchen Melrose am Eingang zum Mount Remarkable National Park fanden wir per Zufall einen wunderschönen Caravan Park, auf dem wir jeweils auf dem Hin- und Rückweg zwei Nächte verbrachten. Unseren „Melrose Place“ kann ich jedem empfehlen, der in dieser Gegend unterwegs ist.

Wunderschöner Platz im Caravan Park Melrose in Flinders Ranges, Australien.

Von Melrose erreichten wir 200 Kilometer weiter nördlich den Flinders Ranges Nationalpark, in dessen Mittelpunkt der Wilpena Pound liegt. Das ist ein riesiger Gebirgskessel mit rund 20 Kilometer Durchmesser, in dessen Innerem trotz brüllender Hitze erstaunlich viel Grün wächst.

Wilpena Pound, Flinders Ranges, Australien

Mitten im Nationalpark liegt ein großer Campground, wunderschön mit jeder Menge Eukalyptusbäume, die Schatten spenden. Wegen der hochsommerlichen Hitze von über 40 Grad waren zu dieser Zeit nur wenige Touristen unterwegs. Wir hatten also freie Platzwahl und suchten uns den schönsten Platz aus.

Unser 4WD Camper im Outback

Campen mitten im Outback

Kult-Wissen zwischendurch

In der Sprache der Aboriginals heißt der Gebirgszug „Ikara“, weshalb der Nationalpark inzwischen auch in Ikara Flinders Ranges umgetauft wurde. Er ist ein kulturelles Erbe der Aborigines. Die sogenannten Adnyamathanha Aborigines gelten als traditionelle Hüter des Parks mit einer tausende Jahre alten Verbindung zu dieser Landschaft. Alte Felsmalereien, die überall im Park verstreut sind, belegen das.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Wenn du zu dieser Jahreszeit im Outback wandern willst, solltest du früh aufbrechen. Unsere Buschwanderung zum Wilpena Pound starteten wir morgens um 6, so dass wir bereits gegen elf Uhr wieder zurück waren. Durch die ebenen Wege im angenehm kühlen Wald kommt man am Ende des Weges zu einem Aufstieg an den Rand des Kessels. Wenn du genügend Zeit (mind. 4 Stunden) und Fitness mitbringst, kann du den Wilpena Pound auch komplett umrunden und an vielen Aussichtspunkten halten, um die Schluchten und ungewöhnlichen Felsformationen aus der Nähe zu betrachten. Im Hochsommer ist das allerdings zu anstrengend. Wir entschieden uns deshalb für die kürzere Variante und verbrachten die große Mittagshitze zwischen Wallabies und Emus im Schatten am Pool des Resorts.

Kurz vor Sonnenuntergang am frühen Abend lohnt es sich, erneut aufzubrechen. Die Berge leuchten dann in den herrlichsten Rot- und Brauntönen und zeigen die ganze Pracht des Outbacks.

Simone vor unglaublicher Kulisse in den Flinders Ranges, Australien

Und was sich noch lohnt: Mitten in sternenklarer Nacht aus dem Camper zu kriechen, weil die volle Blase drückt und sich auf dem Weg zu den Waschräumen zu wundern, warum es so unglaublich hell ist. Dann den Blick nach oben zu richten und eine Milchstraße am sternenklaren Himmel zu sehen, die so weiß leuchtet, dass es einem den Atem raubt. Genau das habe ich erlebt. Ich habe mich minutenlang nicht von der Stelle gerührt und das unfassbar weiße Firmament genossen. So etwas erlebt man nur auf Reisen in die entlegensten Orte dieser Welt!

Flucht vor der Hitze Richtung Süden

Nach vier Tagen brachen wir unseren Aufenthalt in den Flinders Ranges vorzeitig ab. Es war einfach zu heiß. Stattdessen hörten wir von moderaten Temperaturen auf der südlicher (Down under = kühler) gelegenen Eyre Peninsula und fuhren kurzerhand in Richtung Südspitze mit dem Ziel: Coffin Bay. Diesen Teil Australiens kannte ich noch gar nicht. Was scheinbar vielen anderen Touristen aus dem Ausland genauso geht. Außer uns schienen nämlich vor allem Einheimische kurz vor Weihnachten einen Ausflug auf die Halbinsel, etwa eine Flugstunde von Adelaide entfernt, zu unternehmen. Also noch ein echter Geheimtipp!

Von Norden kommend, vorbei an Port Augusta, schrubbten wir an einem Tag über 500 Kilometer mit Stopps in Whyalla, Cowell, Tumby Bay und Port Lincoln, bevor wir auf im Coffin Bay Caravan Park unsere Zelte (besser gesagt unser Faltdach) aufschlugen. Nach der stundenlangen Fahrt auf schnurgerader Straße, links das Meer, rechts seichte Hügel und dazwischen Getreidefelder ohne Ende, waren wir froh, mit Coffin Bay eine abwechslungsreiche Bucht gefunden zu haben.

Highway Eyre Peninsula, Australien

Coffin Bay – Zentrum der australischen Austernzucht

Der Haupterwerb im knapp 600 Einwohner zählende Örtchen ist die Austernzucht. Entlang des Oyster Walk kann man die fantastische Küstenregion im Coffin Bay Nationalpark prima erkunden. Auf dem Oyster Walk in Coffin Bay, AustraliaEine große Oyster Farm sorgt für stetigen Nachschub und der Geruch von Austern, aber auch Garnelen, Jakobsmuscheln und jeder Menge anderer Fischsorten schlägt einem in fast jedem Restaurant an der Südspitze der Halbinsel entgegen. Weißfisch, Abalone-Muscheln, blaue Schwimmkrabben, Murray-Dorsch oder Langusten. Die Eyre Peninsula ist reich ist an erstklassigen Meeresfrüchten und atemberaubenden Küstenlandschaften. Plant diesen Teil bei eurer nächsten Australienreise auf jeden Fall mit ein. Es ist wirklich easy, diesen Teil Australiens auf eigene Faust zu erkunden. In der größten Stadt Port Lincoln starten aber auch zahlreiche geführte Touren zu Aquakultur-Farmen und alten Fischhäfen. Von Port Lincoln aus kann man auch mit Thunfischen schwimmen und Bekanntschaft mit Delfinen machen. Sämtliche Angebote erklären die supernetten Mitarbeiter im Visitor Information Center von Port Lincoln. Die kleine Stadt ist auch sonst hübsch anzusehen und einen Besuch allemal wert.

Känguru-Herde auf dem Campingplatz

Abends sahen wir uns bei einem Rundgang auf dem Campingplatz ein besonderes Spektakel an und kamen hier und da ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass 99 Prozent der Camper hier Einheimische waren, die sich hier über Weihnachten häuslich einrichten. Sie stellten bunte Weihnachtsbäume aus Plastik auf, karrten Anhänger mit Kühltruhen heran, die mit Unmengen Fleisch und Fisch gefüllte waren und brachten von Gummibooten über Wasserspielzeug bis zu riesigen Barbeque-Kugelgrills alles mit, was ihnen über die Weihnachtstage unentbehrlich schien. Allein für diesen Anblick lohnte sich dieser abendliche Spaziergang.

Känguruh Treffen in Warrandyte, Melbourne Australien

Leider raubte uns die Nacht auf dem Campground in Coffin Bay echt den Schlaf, weil unsere direkten Nachbarn meinten, in ihrem Auto bei laufendem Motor (Klimaanlage) bis nachts um 2 Uhr Filme gucken zu müssen. Erst als ich schlaftrunken an die Autoscheibe klopfte und um Ruhe bat, fuhren sie kurzerhand vom Platz, um vermutlich woanders die Luft zu verpesten. Keine zwei Stunden später, ich war gerade eingeschlafen, wackelte der Camper wie ein Schiff im Sturm hin und her. Ich sah aus dem Fenster und direkt vor meinen Augen sprang eine Herde Kängurus vorbei. Stellt euch einfach mal vor, 20 Kängurus hüpfen gleichzeitig mit ihren starken Hinterläufen nur einen Meter entfernt an eurem Camper entlang. Das ähnelt einem kleinen Erdbeben, bei dem unser Camper umzukippen drohte. Puh, das nennt man dann wohl pure Australian nature!

Ohrenbetäubender Lärm ist hier ganz natürlich

Die Nacht war auch deshalb kurz, weil uns kurz vor Sonnenaufgang bereits das schrille und extrem laute Geschrei von hunderten Gelbhaubenkakadus weckte. Sie verursachen auch abends kurz vor Sonnenuntergang mindestens eine Stunde lang einen ohrenbetäubenden Lärm. Sobald es stockfinster ist, sind sie allerdings schlagartig still.

Im nächsten Teil (Part 3) meiner Reise durch Süd-Australien nehme ich euch mit nach Melbourne und ich berichte euch, warum ich mit Constable James Abernathy in der Police Station von Hastings auf der Mornington Peninsula Bekanntschaft mache. Eine echt kultige Begegnung!

Außerdem erfahrt ihr noch, warum uns ein Buschfeuer auf Tasmanien am Weiterreisen hinderte.

Reise 2012/13, aktualisiert 2020