Wenn du die schöne Stadt Weimar in Thüringen besuchst, solltest du dir unbedingt das ehemalige Wohnhaus von Johann Wolfgang von Goethe anschauen. Du wirst überrascht sein, wie der berühmte Dichter sein Wohnhaus eingerichtet hat, das er, unterbrochen von zahlreichen Reisen, fast 50 Jahre bewohnte. Der Besuch ist eine kleine zeitgeschichtliche Reise, denn es sagt auch einiges über die damalige Zeit und Gesellschaft aus. Ein interessantes Kultding, wie ich finde.

Goethe Haus und National Museum

Das gelbe Haus am Frauenplan in Weimar ist leicht zu finden.

Goethe Schiller Denkmal vor dem Rathaus in Weimar.

Goethe und Schiller Denkmal vor dem Rathaus in Weimar.

Vom schmucken Rathaus, auf dessen Vorplatz eine große Skulptur der befreundeten Dichter Goethe und Schiller steht gehst du über die Frauenhofstraße geradewegs auf den Platz „Frauenplan“ zu. Durch einen kleinen Torbogen an der linken Seite des gelben Hauses gelangt man zum Foyer in das angrenzende orangefarbene Haus (Ecke Seifengasse), in dem das Goethe National Museum gelangt, das neben dem Wohnhaus eine Ausstellung mit Goethes Sammlungen enthält. Beides ist im Eintrittspreis enthalten.

Goethe Haus zeigt schlichten Lebensstil

Nimm dir auf jeden Fall 2 Stunden Zeit und schau dir das Wohnhaus von Goethe in Weimar an. Ich finde, es lohnt sich. Der Mann, der „Bestseller“  wie „Faust“ oder „Götz von Berlichingen“ verfasste, lebte privat eher bescheiden. Durch den Hausbesuch erfährst auch einiges über sein Leben in Weimar von Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts.

Mit einem Audioguide ausgestattet, gehst du von Zimmer zu Zimmer und hörst dir die passenden Geschichten und Erklärungen an. Zu besichtigen sind sowohl die Wohnräume von Goethe und seiner Frau Christiane, das Arbeitszimmer, die Bibliothek, Räume, in denen gesellschaftliche Empfänge stattfanden, der Garten, sowie das Zimmer, in dem Goethe seine letzten Tage verbrachte, bevor er starb. Speziell bei der Einrichtung ist mir sein schöner, aber eher schlichter Lebensstil aufgefallen. Goethe wird mit den Worten zitiert:

Prächtige Zimmer und elegantes Hausgerät sind etwas für Leute, die keine Gedanken haben und haben mögen … alle Arbeiten von Bequemlichkeit sind eigentlich ganz gegen meine Natur. Sie sehen in meinem Zimmer kein Sofa; ich sitze immer in meinem alten hölzernen Stuhl… Eine Umgebung von bequemen und geschmackvollen Möbeln hebt mein Denken auf und versetzt mich in einen behaglichen passiven Zustand. (Quelle: Thüringen Info)

Besonders deutlich wird sein Bescheidenheit, wenn du sein Schlafzimmer besichtigst. Darin ist Goethe am 22. März 1832 gegen Mittel sitzend in seinem Lieblingssessel gestorben.

In diesem Sessel starb Goethe im März 1832.

In diesem Sessel starb Goethe im März 1832.

Goethes Leidenschaft: Majolica-Schüsseln und Vasen

Im ganzen Haus befinden sich zahlreiche Vitrinen mit Kunstgegenständen, Gemälde und Skulpturen, denn Goethes Leidenschaft waren Kunstsammlungen. Was ich bis zu meinem Besuch in Weimar nicht wusste: Goethe´s Kunstsammlungen umfasst insgesamt 26.000 (!) Objekte. Darunter die „Majolica-Schüsseln und Vasen mit Malereien“. 33 beeindruckende Exemplare der bunten Kunstwerke stehen im Wohnhaus in Glasschränken. Der Begriff „Majolica“ wurde von der Mittelmeerinsel Mallorca abgeleitet. Es handelt sich dabei um farbig bemalte zinnglasierte italienische Keramik des 15. und 16. Jahrhunderts.

Goethes Majolica-Schüsseln und Vasen

Goethe war ein Schwerenöter

Der Besuch in Goethes Wohnaus zeigt einiges über seinem Privatleben, seiner Ehe mit Charlotte von Stein und seiner Kunstliebhaberei. Doch so lieb und brav wie er dort rüber kommt, war der gute Mann sicher nicht. Betrachtet man sich nämlich sein Vita (siehe unten), fällt einem auf, dass seine Zuneigung zum weiblichen Geschecht sehr groß war. Ich vermute ja, dass die Frauen in seinem Leben mit ein Grund für seine unendliche Schaffenskunst waren. Ich nenne nur mal das Beispiel „Die Leiden des jungen Werther“ über die unglückliche Liebesbeziehung des jungen Rechtspraktikanten Werter zu der mit einem anderen Mann verlobten Lotte. Weißte Bescheid ;-)

Porträt von Johann Wolfgang von Goethe in seinem Wohnhaus.

Porträt von Johann Wolfgang von Goethe in seinem Wohnhaus.

Öffnungszeiten Goethe Haus in Weimar und Goethe National Museum

30. März – 25. Oktober Dienstag bis Sonntag: 9:30 Uhr – 18:00 Uhr
26. Oktober – 29. März Dienstag bis Sonntag: 9:30 Uhr – 16:00 Uhr
Preise
Normalpreis 12,50 EUR, ermäßigt 9,00 EUR und Schüler (16-20J.) 4,00 EUR, Kinder und Jugendliche unter 16 J. frei
Adresse
Goethehaus Weimar
Frauenplan 1
99423 Weimar
Tel. 03643 545400

Vita von Johann Wolfgang von Goethe

  • 1749 am 28. August geboren in Frankfurt a.M.
  • 1759-63 Besetzung Frankfurts durch die Franzosen während des Siebenjährigen Kriegs (1756-63)
  • 1765-68 Studium der Jurisprudenz in Leipzig. Gedichtsammlung Annette. Die Laune des Verliebten.
  • 1768-69 Blutsturz und Lungenaffektion. Rückkehr nach Frankfurt zur Rekonvaleszenz. Entstehung Die Mitschuldigen, Neue Lieder.
  • 1770 Fortsetzung des Studiums in Straßburg. Sesenheimer Gedichte für Friederike Brion.
  • 1771 Lizentiat der Rechte. Rückkehr nach Frankfurt und Zulassung als Rechtsanwalt. Zum Schäkespears Tag. Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand.
  • 1772 Bekanntschaft mit Merck und dem Darmstädter Kreis der Empfindsamen. Praktikant am Reichskammergericht Wetzlar. Bekanntschaft mit Charlotte Buff. Von deutscher Baukunst.
  • 1773-75 Götz von Berlichingen. Prometheus, Ganymed. Farcen und Hanswurstiaden. Arbeit am Urfaust.
  • 1774 Die Leiden des jungen Werthers. Clavigo. Lahn- und Rheinreise mit Lavater und Basedow.
  • 1775 Verlobung mit Lili Schönemann und spätere Lösung der Verlobung. Reise in die Schweiz. Stella. Ankunft in Weimar. Begegnung mit Charlotte von Stein.
  • 1776 Bezug des Gartenhauses an der Ilm. Eintritt in den Weimarischen Staatsdienst als Mitglied des Geheimen Conseils. Übernahme weiterer Ämter in den folgenden Jahren (Wege- und Wasserbau, Kriegskommission, Finanzen u.a.). Dramatische Produktionen für das Liebhabertheater.
  • 1777 Besteigung des Brockens: Harzreise im Winter.
  • 1779 Uraufführung der Prosafassung von Iphigenie auf Tauris. Zweite Schweizer Reise mit Herzog Carl August.
  • 1782 Tod des Vaters. Bezug des Hauses am Frauenplan.
  • 1783 Eintritt in den Illuminatenorden. Ilmenau, Das Göttliche, Gedichte des Wilhelm Meister.
  • 1784 Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Über den Granit.
  • 1786 Heimliche Abreise aus Karlsbad nach Italien. Verfassung der Iphigenie.
  • 1787 Reise nach Neapel und Sizilien. Konzept der „Urpflanze“. Abschluß des Egmont. Arbeit an Tasso und Faust. Intensive Zeichenstudien im Künstlerkreis um Tischbein. Erster Aufenthalt Schillers in Weimar.
  • 1788 Rückkehr nach Weimar. Verbindung mit Christiane Vulpius. Römische Elegien.
  • 1789 Abschluß des Torquato Tasso kurz vor Ausbruch der Französischen Revolution. Berufung Schillers nach Jena. Geburt des Sohnes August.
  • 1790 Reise nach Venedig. Venezianische Epigramme (ersch. 1796). Metamorphose der Pflanzen; Faust. Ein Fragment.
  • 1791 Leitung des Weimarer Hoftheaters. Der Groß-Cophta. Beiträge zur Optik.
  • 1792 Teilnahme an der Kampagne in Frankreich.
  • 1793 Beobachter der Belagerung von Mainz. Der Bürgergeneral, Die Aufgeregten, Reineke Fuchs.
  • 1794 Beginn des Bündnisses mit Schiller. Mitarbeit an dessen Zeitschrift Die Horen.
  • 1795 Durch Anschluss Sachsen-Weimars an den Baseler Friedensvertrag „Friede des klassischen Weimar“ bis 1806. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, Das Märchen.
  • 1796 Wilhelm Meisters Lehrjahre; gemeinsam mit Schiller: Xenien.
  • 1797 Dritte Schweizer Reise. Hermann und Dorothea; gemeinsam mit Schiller: „Balladenjahr“.
  • 1798 Der Zauberflöte. Zweiter Teil.
  • 1798-1800: Herausgabe der Propyläen.
  • 1799 Übersiedelung Schillers nach Weimar. Achilleis.
  • 1803 Die natürliche Tochter.
  • 1805 Tod Schillers. Totenfeier in Lauchstädt mit Goethes Epilog zu Schillers Glocke.
  • 1806 Abschluss von Faust I. Besetzung Weimars durch napoleonische Truppen. Trauung mit Christiane Vulpius. Ende des Heiligen Römischen Reichs.
  • 1807 Tod Anna Amalias. Sonette, Pandora.
  • 1808 Tod der Mutter. Unterredung mit Napoleon auf dem Fürstenkongreß in Erfurt.
  • 1809 Die Wahlverwandtschaften. Autobiographische Entwürfe.
  • 1810 Abschluß der Farbenlehre.
  • 1811 Publikation des ersten Teils von Dichtung und Wahrheit.
  • 1812 Begegnung mit Beethoven in Teplitz.
  • 1814 / 15 Rhein-Main-Reisen. Hafis-Lektüre. Begegnung mit Marianne von Willemer in Frankfurt. Sachsen-Weimar wird durch Beschluss des Wiener Kongresses Großherzogtum. Des Epimenides Erwachen.
  • 1816 Carl August gibt Sachsen-Weimar eine Verfassung. Tod Christianes. Italienische Reise. Beginn der Zeitschrift Über Kunst und Altertum (bis 1832).
  • 1817 Entbindung von der Theaterleitung. Wartburgfest der deutschen Burschenschaften.
  • 1821 Erste Fassung der Wanderjahre.
  • 1822 Campagne in Frankreich.
  • 1823 Übersiedelung Eckermanns nach Weimar. Letzter Aufenthalt in Marienbad. Leidenschaftliche Neigung zu Ulrike von Levetzow. Marienbader Elegie.
  • 1828 Tod des Großherzogs Carl August. Aufenthalt in Dornburg.
  • 1829 Erscheinen der zweiten Fassung der Wanderjahre. Uraufführung von Faust I.
  • 1830 Tod des Sohnes August in Rom. Blutsturz.
  • 1831 Abschluss des Faust II.
  • 1832 am 22. März: Tod Goethes in seinem Haus am Frauenplan.

Quelle Goethe

Warst du schon in Weimar? Was hat dir besonders gut gefallen? Wo hast du übernachtet und gegessen? Ich freue mich auf deine Tipps im Kommentarfeld unten.

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Fotos © Simone Blaschke (außer Titelbild Lapping auf Pixabay, kostenfrei verwendbar)