Mal eben nach Lüneburg für einen Tag? Wer im Norden zwischen Hamburg und Braunschweig wohnt, für den ist die Anfahrt ein Katzensprung. Von meinem zweiten Wohnsitz in Braunschweig sind wir in knapp 2 Stunden da. Besonders in Corona Zeiten bieten solche kleinen Tagesausflüge eine schöne Abwechslung. Also packte ich meinen Liebsten an seinem Geburtstag ins Auto und los ging es in die hübsche Hansestadt in Norddeutschland. Ich nehme dich mit und zeige dir einige der schönsten Plätz in Lüneburg.

Lüneburg – die hübsche Hansestadt in Norddeutschland

Roter Backstein, enge Gassen, nette Cafés und Läden: Lüneburg ist eine Altstadt wie aus dem Bilderbuch und zählt zu den am besten erhaltenen historischen Städten Deutschlands. Salz, das weiße Gold, hat Lüneburg im Mittelalter reich gemacht. Besonders in der Blützezeit der Hanse, ein Interessenverband für seefahrende Kaufleute im 14. bis 16. Jahrhundert, war Salz ein kostbares Gut. Lies dazu auch meinen Beitrag über Lübeck.

Die Altstadtgassen von Lüneburg mit ihren schönen Geschäften und Cafés. (Foto Kultreiseblog)

Am Sande in der historischen Altstadt

Schon nach 100 Metern stehen wir an einem der schönsten Plätze Lüneburgs: Am Sande. Es wird dir wie mir gehen: Sofort muss ich Fotos von der rund 250 Meter langen kopfsteingepflasterten Straße machen (siehe Titelbild ganz oben), die durchgehend gesäumt ist von den hübschen Häusern aus dem Mittelalter mit den gut erhaltenen Giebeln. „Am Sande 45“ ist eine historische Adresse, denn hier fand früher der Salzhandel statt.

Sofort sticht mir ein Gebäude mit doppeltem Giebel ins Auge, das aus schwarz glasiertem Backstein mit weißen Fugen und Figuren besteht. Darin ist heute die Industrie- und Handelskammer untergebracht. Wie ich herausfinde, wurde das Renaissance-Gebäude 1548 erbaut und wurde bereits als Brauhaus und Staatsbank genutzt.

Hingucker in der Altstadt von Lüneburg: In diesem doppelgiebeligen Haus ist heute die IHK untergebracht.
Hingucker in der Altstadt von Lüneburg: In diesem doppelgiebeligen Haus ist heute die IHK untergebracht.

Ich drehe mich um und mein Blick fällt auf die St. Johanniskirche am anderen Ende der Straße, die älteste und größte Kirche in Lüneburg. Wenn du genau hinschaust, siehst du, dass der massive Kirchturm etwas schief geraten ist. Kleine Anekdote dazu: Es heißt, als der Baumeister seinen Fehler bemerkt hat, wollte er sich vom Kirchturm in den Tod stürzen, fiel aber in einen Heuwagen. Selbst das hat er nicht hingekriegt ;-)

Am Sande ist die erste Adresse in der Altstadt von Lüneburg. (Foto Kultreiseblog)
„Am Sande“ in Lüneburg mit dem schiefen Turm der St. Johanniskirche am Ende der Straße.

Altstadthäuser bestimmen das Bild in der City von Lüneburg

Wenn du von „Am Sande“ in eine der malerischen Altstadtgassen abbiegst, zum Beispiel in die Kleine und Große Bäckerstraße, geht es direkt weiter mit den schnuckeligen Giebelhäusern. In den Nebenstraßen entdeckst du immer wieder kleine Einzelhändler mit besonderen Angeboten.

Mir hat es die Kaffeerösterei Ratzsch (seit 1919) angetan. Ich zog brav meinen Mundschutz auf und ging hinein, um zu fragen, ob wir drinnen einen Kaffee trinken dürfen. Durften wir, war auch sonst keiner da. Es ist total liebevoll eingerichtet und ich entdeckte jede Menge Details, wie alte Kaffeemühlen oder antike Kaffeeservices. Der frisch geröstete Kaffee schmeckte hervorragend und ich nahm mir direkt eine kleine Packung für Zuhause mit.

Früher ein Hügel – heute Senkungsbiet in der Innenstadt

Dass in Lüneburg über viele Jahrhunderte bis ins Jahr 1980 Salz abgebaut wurde, kannst du bis heute in der Innenstadt besonders in der Grapengießerstraße erkennen, die leicht bergab geht. Direkt unterhalb dieses Teils der Stadt befand sich der Salzstock und durch den unterirdischen Abbau senkten sich auf dem ehemaligen Hügel nach und nach der Boden und die Gebäude. Heute stehen im sogenannten „Lüneburger Senkungsgebiet“ viele liebevoll restaurierte historische kleine Häuser.  

Marktplatz und Rathaus Lüneburg

Auf der anderen Seite der Altstadt landest du automatisch am Markt mit dem historischen Rathaus, das bereits 1230 gebaut wurde. Das Backsteingebäude enthält auch gotische Teile und eine barocke Fassade, weil es nach und nach immer wieder erweitert und umgebaut wurde. Im Rathaus befinden sich unter anderem die Gerichtslaube, das obere Gewandhaus, die Ratsstube und das alte Archiv. Das alles kann man bei einer Rathaus-Führung besichtigen.

Das Rathaus von Lüneburg direkt am Marktplatz. (Foto Kultreiseblog)
Das Rathaus von Lüneburg direkt am Marktplatz.

Wasserviertel und Stintmarkt

Vom Rathaus gehst du ein paar Minuten zu Fuß in nordöstlicher Richtung und gelangst zum  Wasserviertel an der Ilmenau mit dem bekannten Stintmarkt. Dort wurde früher mit Stint gehandelt, das ist ein kleiner Fisch, der ein bisschen nach Gurke riecht. Daher kommt der Beiname „Gurkenfisch“.

Am Ufer des Flusses reihen sich Restaurant, Bars und Kneipen aneinander und vor allem in den Sommermonaten ist hier sehr viel los. Trotz des Trubels ist es wunderschön und irgendwo ergattert man immer ein Plätzchen oder setzt sich mit einer Flasche Bier einfach an die Kaimauer.

Gute Adresse in Lüneburg: das Wasserviertel. (Foto Kultreiseblog)
Gute Adresse in Lüneburg: das Wasserviertel.

Von dort schaut man auf den gegenüberliegenden „Alten Kran“. Mit dem historische Hafenkran von 1330 wurden Waren auf Binnenschiffe gehoben, in Lüneburg war das natürlich vorwiegend das hier produzierte Salz. Er ist bis heute angeblich technisch noch voll intakt, wird aber nicht mehr genutzt.

„Rote Rosen“ ARD-Serie machte Lüneburg so richtig populär

Wenn du schon am Stintmarkt bist, brauchst du nur noch einmal über die kleine Wehrbrücke auf die andere Seite der Ilmenau laufen und schon stehst du an einem der berühmtesten Hotels von Lüneburg. Das 4-Sterne-Hotel Bergström ist bei Millionen TV-Zuschauern besser bekannt als „Hotel Drei Könige“ aus der Telenovela „Rote Rosen“ und zählt zu den meistbesuchten Orten in Lüneburg.  

Als im Jahr 2006 der Startschuss für die ARD-Serie fiel, wurde Lüneburg zum heimlichen Star der Serie und machte die Stadt über die Landesgrenzen so richtig populär. Zu den bekanntesten Drehorten der Soap, die wochentags im Nachmittagsprogramm läuft, gehören eben jenes Hotel Bergström, aber auch das Lüneburger Rathaus und natürlich die wundervolle Altstadt. Das Wasserviertel mit seinem historischen Hafen und die Kneipenmeile „Am Stintmarkt“ werden ebenfalls häufig als Kulisse eingesetzt.

Blicke auf das Hotel Drei Könige aus der Serie "Rote Rosen".

Inzwischen bietet das Tourismusbüro Lüneburg ein spezielles Paket für Fans dieser Serie (meist älteren Semesters) an, bei dem sie die Außendrehorte besichtigen und einen Blick hinter die Kulissen auf dem Studiogelände werfen dürfen. Dort gibt es ein Mal im Jahr sogar einen Fan-Tag mit Handshake mit den SchauspielerInnen aus der aktuellen Staffel.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Lüneburg

Wasserturm

Die schönste Aussicht über Lüneburg hast du vom 56 Meter hohen Wasserturm aus, der sich am Rand der Altstadt befindet.

Deutsches Salzmuseum

In der ehemaligen Saline befindet sich heute das Deutsche Salzmuseum, in dem du alles über den Salzabbau und das „weiße Gold“ Lüneburgs erfahren kannst.

Leuphana Universität

Wenn du von Süden in die Hansestadt rein fährst, siehst du linkerhand ein futuristisches Gebäude. Das ist das ziemlich neue Zentralgebäude der Leuphana Universität, das von dem amerikanischen Star-Architekten Daniel Libeskind entworfen wurde.

Kloster Lüne

Nördlich der Innenstadt, etwa eine halbe Stunde zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln liegt das Kloster Lüne. Im Kolster sind eine Weberei, das Textilkunst-Museum und ein Kaffeegarten. Wenn du da bist, probier unbedingt den Pflaumenstreusel.

Quelle: Stadtführung Lüneburg

Parken in Lüneburg problemlos

Das Schöne an einem Ausflug in eine Stadt der Größenordnung von Lüneburg mit rund 80.000 Einwohnern: Man braucht keine große Vorbereitung und im Grunde noch nicht mal ein Navi, denn man ist gleich mittendrin. Ich kam aus Richtung Süden und bin einfach den Schildern Richtung Zentrum gefolgt. Kurz vor der Fußgängerzone bog ich spontan rechts auf einen kleinen Parkplatz ab. Von dort konnte problemlos in die City loslaufen. Auf der Karte oben siehst du weitere Parkmöglichkeiten rund um die Innenstadt.

Lüneburg damals und heute

Den geschichtlichen Hintergrund von Lüneburg kannst du in den vielen bis heute erhaltenen, gut restaurierten Gebäuden gut nachvollziehen. Die Entwicklung von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 956 bis heute ist ziemlich interessant. Ich hab dir die Eckdaten im Kurzformat zusammengestellt.

  • 956 Lüneburg wird im Jahr 956 erstmals urkundlich erwähnt. Die Burg und das Kloster St. Michaelis auf dem Kalkberg sowie die Saline gibt es schon. Um  1200 bekam Lüneburg erstmals die Stadtrechte durch Herzog Otto I. von Braunschweig bestätigt. In dieser Zeit entstand auch das Wasserviertel mit einem Hafen.
  • 1300 – 1600 Der ganze Stolz der Bürger von Lüneburg war die Salzgewinnung. Salz war damals ein seltenes Gut, weshalb Lüneburg als Produktionsstätte einen hohen Stellenwert in der Hanse genoss und besondere Beziehungen zu Lübeck als wichtiger Hafen der Hanse. In der 2. Hälfte des 15. Jh. Setzte in Lüneburg die wirtschaftliche und politische Blüte einsetzt.  Zahlreiche Kirchen, das Rathaus, das Glockenhaus und zahlreiche Bürgerhäuser werden gebaut oder erweitert und eine Universitätsgründung geplant.
  • 1600 – 1900 Diese Zeit war von politischem und ökonomischem Niedergang geprägt.  Um 1800 gehörte Lüneburg sogar einige Zeit zu Napoleons Reich.  Danach folgten Umbrüche und Reformen.
  • 1900 – 2000 Im 20. Jahrhundert überstand Lüneburg  die beiden Weltkriege nahezu unzerstört. Ein großes Glück, von dem die Stadt bis heute besonders für den Tourismus profitiert. 1980 endet die 1000-jährige Geschichte der Salzgewinnung. Die Sole im Kurzentrum (,,SaLü“) blieb erhalten und wird bis heute genutzt.  1976 entstand am Elbe-Seitenkanal ein neuer Hafen mit Industriegebiet, und 1994 wird Lüneburg zum Oberzentrum. Schon bald wird die Innenstadt größtenteils autofrei.
  • Heute ist Lüneburg ist mit rund 80.000 Einwohnern eine wichtige Stadt im Nordosten Niedersachsens und profitiert von der guten Zusammenarbeit mit der Metropolenregion Hamburg. 2007 wurde sie zur Hansestadt ernannt. Neben der historischen Bedeutung in der Hanse sorgen die  Leuphana Universität Lüneburg und die täglich millionenfach gesehene ARD-Serie „Rote Rosen“ für große Popularität.

Welche unentdeckten Städte in Deutschland kannst du mir noch empfehlen? Auf meiner Liste für dieses Jahr stehen noch Trier, Bamberg, Lübeck und Wismar. Was sagst du dazu?

Folge mir auch auf Facebook und Instagram und Twitter!

Ausflug im Mai 2020

Fotos © Simone Blaschke, Übersichtskarte (Quelle: Stadtführung Lüneburg)