Prince Edward Island, kurz P.E.I., ist die kleinste Provinz von Kanada. Klein, aber sowas von oho. Die 224 km lange und zwischen 6 und 64 km breite kanadische Insel ist charmant, abwechslungsreich und überrascht mit ihren tollen Küsten, zahlreichen Leuchttürmen, welligen Landschaften und den total süßen Farmhäusern. Schon ein paar Tage im „Garten Kanadas“, wie P.E.I. auch genannt wird, und du bist extrem gechillt, das kann ich dir versprechen.

Meine persönlichen Tipps für Prince Edward Island

Tipps zur Anreise nach PEI

Direktflüge von Deutschland (Frankfurt FRA) auf die Insel gibt es meines Wissens keine. In der Regel wird ein Zwischenstopp in Toronto oder Montréal eingelegt. Aktuell (Stand Juni 2018) kostet ein Hin-und Rückflug z. B. mit Air Canada rund 900 Euro.

Ich empfehle dir aber, deine Reise nach P.E.I. mit Nova Scotia zu kombinieren. Die Non-Stop-Flüge von Frankfurt nach Halifax dauern etwa 7 bis 8 Stunden und liegen aktuell bei rund 700 Euro (Stand Juni 2018).

Wir haben zuerst eine Woche in Nova Scotia (Südwesten und Cape Breton Island) verbracht. Ein Mietwagen (in Deutschland gebucht) ist absolut empfehlenswert. Von Caribou (Nova Scotia) kommst du bequem mit der Auto-Fähre in 75 Minuten nach Wood Islands an der Südküste von Prince Edward Island. 60 Kilometer entfernt befindet sich die ca. 35.000 Einwohner zählende Provinzhauptstadt Charlottetown, unsere 1. Station auf der Insel, wo wir 3 Nächte im Hotel on Pownal (fußläufig zum Zentrum) verbrachten.

Tag 1: Ein perfekter Tag in Charlottetown

Vormittag

Die Architektur von Charlottetown besticht mit seinen entzückenden Häuser von herrschaftlich bis ganz klein. Ein Boardwalk entlang des Hafenbeckens verläuft an zahlreichen prächtigen Häuser vorbei zum Government House, das den Mitgliedern der Canadian Royal Family und Regierungsvertretern vorbehalten ist. Wenn die englische Königsfamilie P.E.I. besucht, residiert sie dort. Ansonsten wird das prachtvolle Gebäude mit der großzügigen Parkanlage für besondere Events wie Preisverleihungen oder Audienzen mit dem Premierminister genutzt. Zu bestimmten Zeiten in den Sommermonaten ist das Grundstück auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Wir konnten wegen einer Veranstaltung leider nicht rein, aber der Blick von außen lohnt sich auch so.

Government House Charlottetown P.E.I.

Etwas ist mir besonders positiv von diesem morgendlichen Spaziergang in Erinnerung geblieben: Ausnahmslos jeder, der uns begegnete, selbst Jogger mit Stöpsel im Ohr, grüßten uns mit einem fröhlichen „Good morning.“, manchmal sogar verbunden mit guten Wünschen „Good morning, I wish you a happy day.“ Spätestens da war klar, dass es ein wunderschöner Tag wird.

Nachmittag

Der Point Rim Lighthouse wurde 1845 erbaut.

Nur eine halbe Stunde Fahrt südlich von Charlottetown steht der älteste Leuchtturm von Prince Edward Island aus dem Jahr 1845: Point Prim. Bei einer kleinen und sehr persönlichen Führung erklärte uns unser Guide, der 19-jährige James, wie und wo der damalige Leuchtturmwärter gelebt und gearbeitet hat. Ganz oben erwartet dich ein atemberaubender Ausblick über die westliche Küste der Insel. Übrigens auch auf das angrenzende Chowder House, in dem wir anschließend beim Verspeisen einer „Chowder“ die chillige Atmosphäre direkt am Strand genossen.

Chowder ist übrigens eine dickflüssige Fischsuppe, alternativ mit Muscheln oder anderen Meeresfrüchten. Die bekannteste ist Clam Chowder mit Venusmuscheln. Yummy, absolut lecker und ideal als Zwischensnack für einen Tagesausflug auf Prince Edward Island.

Abend

Ein Abend in Charlottetown bringt dich unweigerlich zur Sydney Street. Hier befindet sich ein Restaurant neben dem anderen, dazwischen typisch englische Pubs und auf den Straßen jede Menge nette Leute, mit denen man schnell ins Gespräch kommt. Alles in allem eine tolle Gegend zum Ausgehen. Ich empfehle das Restaurant mit Bar Brickhouse. Es ist sehr kreativ eingerichtet und bietet extrem gutes Essen. Meine Crab Cakes auf frischem Salat zählen gleich nach dem frischen Lobster in Baddeck (Nova Scotia) zu den kulinarischen Highlights unserer Reise durch Atlantik-Kanada.

Zum Abschluss landeten wir auf einen Absacker im Old Dubliner ein paar Häuser weiter. Wie auf Bestellung, fingen genau in dem Moment als wir einen Platz gefunden hatten, zwei Musiker an, ein Irish Folk Live-Konzert zu spielen. Besser konnte mein perfekter Tag in Charlottetown nicht enden. Cheers!

Tag 2: Farmlandschaften und Anne of Green Gables

Vormittag

Prince Edward Island hat eine überschaubare Größe, so dass man in alle Richtungen Tagesausflüge unternehmen kann. Unser 2. Tag startete nach einem üppigen Frühstück in unserem Hotel mit einer Fahrt durch die idyllischen Farmlandschaften, die sich durch das Inselinnere ziehen. Die putzigen bunten viktorianischen Farmhäuser fand ich so süß, dass ich meinen Freund ständig bat, anzuhalten, um ein Foto schießen können.

Typische Weiden mit süßen Farmhäusern auf Prince Edward Island.

So kamen wir natürlich kaum voran und nach dem 5. geduldigen Foto-Stopp legte er ein Machtwort ein und wir fuhren endlich durch bis zum 30 Kilometer (Fahrtzeit ohne Stopps von Charlottetown nur 1/2 Std.) entfernten PEI National Park an der Ostküste. „Nordsee meets Irland“ war mein erster Einfall, als ich diese Küste sah. Wildes Meer, umrahmt von erodierten rotbraun gefärbten Sandsteinfelsen, Sanddünen und knatschgrünen Wiesen. Hier kannst du kilometerlang im feuchten Sand baruß wandern. Schwimmen ist im eiskalten Atlantik aber selbst im Hochsommer nur etwas für Hartgesottene.

Prince Edward Island National Park

Nachmittag

Unweit des P.E.I. National Parks befindet sich die populärste Attraktion auf Prince Edward Island: das Farmhaus „Green Gabels Heritage Place“ (benannt nach den grünen Giebeln des Hauses), in dem eine gewisse Anne gelebt haben soll. Sie ist die Hauptdarstellerin im Kinderbuch „Anne of Green Gables“ der kanadischen Autorin Lucy Maud Montgomery. Der Roman von 1908 ist auf der ganzen Welt bekannt und deshalb pilgern Jahr für Jahr Touristen hauptsächlich aus Nordamerika und Asien an diesen Kult-Ort. Ich gehöre offenbar zu den wenigen, die den Roman bis dato nicht kannten. Das Farmhaus und das schöne Gelände drumherum gefielen mir aber trotzdem ausgezeichnet. Und glücklicherweise verlaufen sich die Besucherströme auf dem weitläufigen Gelände auch gut. Also unbedingt hinfahren, wenn du auf PEI bist.

Nach der Besichtigung des Farmhauses und einer kleinen Wanderung durch das angrenzende Wäldchen, entschieden wir, noch spontan zur Prince Edward Island Destillery nach Hermanville ca. 100 Kilometer östlich zu fahren. Mein Freund hatte einige Wochen zuvor durch Zufall einen Bericht über die Destillery bei „Mare TV“ gesehen. Darin wurden die beiden Besitzerinnen Julie Shore und Arla Johnson vorgestellt. Das Paar, eine Zahnreinigungsspezialistin und eine Psychologin waren eigentlich nur wie wir auf Urlaub hier. Doch dann ließ sie der Spirit der Insel nicht mehr los und 2006 beschlossen sie, für immer zu bleiben. Sie hoben die Prince Edward Distillery aus der Taufe und nutzen das Produkt, das auf Prince Edward Island am besten wächst und gedeiht: Kartoffeln. Daraus entsteht ihr bis nach Europa bekannter Kartoffel-Schnaps (Potato Vodka). Außerdem stellen die beiden Blaubeer-Vodka und Gin her.

Wir hatten Glück und kamen gerade noch rechtzeitg an, um die letzte Führung des Tages, sogar exklusiv, durch die kleine Anlage zu machen. Obwohl ich noch fahren musste, genehmigte ich mir beim anschließenden Tasting im Verkaufsraum wenigstens ein „wönziges Schlöckchen“ Potato Wodka.

Tasting in der Prince Edward Island Destillery.

Abend

Zurück in Charlottetwon lösten wir abends unsere zwei 10-Dollar-Gutscheine im Seefood-Restaurant „Merchantman“ in der Queen Street ein. Die Voucher erhielten wir, weil wir bei der „Go greener“-Kampagne in unserem Hotel mitgemacht hatten. Das war ganz einfach: Für jeden Tag, den wir auf Housekeeping und frische Handtücher verzichteten, bekamen wir einen Voucher. Das Dinner war erneut fantastisch und das Preis-Leistungs-Verhältnis in Charlottetown stimmt auch.

Tag 3 und 4: West Point und der Norden von P.E.I.

Unser nächstes Übernachtungsziel auf Prince Edward Island hieß: West Point, genauer gesagt das West Point Lighthouse mit angeschlossenem Hotel, in dem wir 2 Nächte verbrachten. Nach knapp 2-stündiger Fahrt (130 km) kamen wir nachmittags bei traumhaftem Sonnenschein an und bezogen ein wunderschönes Zimmer mit Terrasse, direkt hinter den Dünen (im Foto links neben dem Leuchtturm). In den nächsten zwei Tagen gehörten diverse Standspaziergänge am Meer zu unserem morgendlichen und abendlichen Ritual. Einmal sogar nachts bei Vollmond. Die Küstenregion am West Point von Prince Edward Island zählt definitiv zu den erholsamsten Plätzen, die ich auf der Welt besucht habe.

West Point Lighthouse auf P.E.I.

West Point Lighthouse Museum

Da wir schon direkt neben dem Leuchtturm wohnten, der heute als Museum fungiert, schauten wir uns den natürlich gleich am nächsten Morgen an. Wir staunten nicht schlecht: Unten wohnte der frühere Leuchttumwärter relativ feudal für damalige Verhältnisse. Je weiter es die 72 Stufen bis ganz nach oben geht, desto fachkundiger wird es von Etage zu Etage. Hier dreht sich alles um Leuchtmittel, Befeuerung und den eigentlichen Betrieb eines Leuchtturms. Und ganz oben dann dieser grandiose Ausblick:

Tagesausflug zum Nordkap von P.E.I.

Vom West Point kann man schöne Tagesausflüge unternehmen, zum Beispiel auf der Küstenstraße Nr. 14 Richtung Norden fahren und spontan Stopps einlegen, problemlos an der Straße parken und ein Stück am Meer entlang wandern. Selbst in den Sommermonaten ist hier wenig Verkehr. Nach einer Stunde endete unsere Fahrt am nördlichesten Punkt von P.E.I., dem North Cape, passenderweise gleich hinter einem Örtchen namens Norway. Dort kannst du auf dem North Cape Nature Trail eine kleine Runde drehen.

Wenn du am North Cape ankommst, siehst du schon von weitem die 16 riesigen Windräder, die zur North Cape Wind Farm gehören. Sie ist Teil der Maßnahmen zur ökologischen Energiegewinnung, die auf Prince Edward Island seit Anfang der 2000er Jahre stetig vorangetrieben werden. Neben diesem gibt es 4 weiter Windparks aus der Insel.

Wind Farm North Cape, Prince Edward Island

Bevor wir die Insel über die Confederation Bridge, die nach New Brunswick führt (Hopewell Rocks war die nächste Station unserer Reise durch Atlantik-Kanada), nach vier Tagen verlassen mussten, wurde mir klar: Irgendwie habe ich mich in dieses kleine, süße Prince Edward Island verliebt, gerade weil es noch einmal eine ganz andere Seite von Kanada zeigt.

Best of Prince Edward Island – Alle Links auf einen Blick

Und noch diese Tipps für P.E.I. aus meiner persönlichen Erfahrung:

  1. Wenn man nicht direkt an der Küste ist, wo der Wind bläst, sind im Hochsommer ordentlich Mücken unterwegs. Ich bin da sehr empfindlich und rate dir, ein kanadisches Anti-Mückenspray direkt vor Ort zu kaufen. Das hilft am besten. Außerdem nehme ich immer „Bite away“ plus ausreichend Batterien mit. Im Netz findest du bestimmt Links dazu.
  2. In Kanada generell, und das gilt auch für PEI, isst man im Vergleich zu Deutschland sehr früh zu Abend. Das heißt, ab 17 Uhr gehen viele bereits zum Abendessen und viele Restaurants schließen auch schon um 20 Uhr, selbst im Hochsommer. Nach der Bestellung wird das Essen meist innerhalb von 10-15 Minuten serviert und sobald man mit dem Dessert fertig ist oder ein Dessert abgelehnt hat, wird automatisch die Rechnung hingelegt. Sofern du dann nicht doch noch ein Getränk bestellst, solltest du aufstehen, um den nächsten Gästen Platz zu machen.

Kult-Wissen über P.E.I. und Charlottetown

Prince Edward Island ist eine der vier Atlantikprovinzen von Kanada und liegt im Sankt-Lorenz-Golf. Die im Osten Kanadas gelegene Provinz wird im Westen von New Brunswick und Nova Scotia und im Osten von Neufundland begrenzt.

Ihren Namen verdankt die Insel dem britischen Duke Edward Augustus, dem vierten Sohn von König Georg und Königin Charlotte. Prince Edward Island gelang abwechselnd in den Kolonialbesitz der Briten und Franzosen. 1872 wurde sie Teil der kanadischen Konföderation.

Die Gesamtfläche von Prince Edward Island beträgt rund 5.600 Quadratkilometer. Damit ist es die kleinste Provinz Kanadas (nur doppelt so groß wie das Saarland). Die höchste Erhebung der Provinz misst gerade einmal 152 Meter.

Typisch für P.E.I. sind die leicht hügeligen Landschaften, durchzogen von Flüssen und Seen, grünen Weiden und riesigen Kartoffelfeldern. Die Küste der Insel wird im Norden von Sanddünen und Sandstränden geprägt, während entlang der südlichen Küste rostrote Sandsteinklippen dominieren.

Die Hauptstadt von Prince Edward Island ist Charlottetown. Seit 1997 ist die Provinz durch die 13 Kilometer lange Confederation Bridge mit dem kanadischen Festland verbunden. Sie überspannt den Sund zwischen Borden auf der Insel und Cape Tormentine in New Brunswick.

Charlottetown liegt an einem natürlichen Hafen, der durch den Zusammenfluss der drei Flüsse Hillsborough, Yorke und Eliot gebildet wird. Durch eine zwei Kilometer lange und 500 m breite Meerenge ist der Hafen mit der Northumberlandstraße verbunden. Die Stadt befindet sich auf einer nach Süden zulaufenden Halbinsel.

(Quellen: Wikipedia, transamerika.org und tourismpei.com)

Alle Fotos © Simone Blaschke

Reisezeit: August 2015 (aktualisiert 2018)