Auf meiner vorweihnachtlichen Reise letzte Woche nach Fuerteventura bin ich in den Genuss von sommerlichen Temperaturen von 25 Grad Celcius bei kühlem Wind und strahlendem Sonnenschein gekommen. Geschmacklich ist mir besonders der Queso Majorero, der Käse auf Fuerteventura aufgefallen. Dahinter steckt eine einzigartige kulturelle Tradition, die es so nur auf der zweitgrößten Kanarischen Insel Fuerteventura gibt. Mein Kultding des Monats stelle ich dir heute näher vor.
Majorero Käse und Ziegen gehören auf Fuerte zusammen
Die meisten, die schon einmal da waren, geben mir recht. Fuerteventura ist eher unspektakulär im Vergleich zu den anderen Kanarischen Inseln. Manche empfinden sie sogar als etwas langweilig. Es kommt aber immer darauf an, was man sucht und erwartet. Ich wollte eine Woche dem vorweihnachtlichen Trubel und nasskalten Wetter in Deutschland entfliehen und mich an einem warmen Ort am Meer erholen. Diesen Wunsch hat mir die Insel erfüllt. Zugegeben, mit der Nachbarinsel Lanzarote, die ihrem bekannten Inselbewohner César Manrique sehr viel verdankt, kann Fuerteventura nicht ganz mithalten. Auf Fuerte dominieren eher bräunlich verwitterte Vulkanlandschaften und wahllose unästhetische Bebauung. Auf eine herausragende Tradition sind die Insulaner aber stolz und das können sie auch sein: ihren Ziegenkäse, den sogenannten Queso Majorero. Speziell im Inselinneren, bei Antigua und Betancuria, kannst du eine große Ziegenfarm und das Mueso del Queso Majorero besuchen und dabei Interessantes über die Geschichte der Insel erfahren.
Typische Abdrücke von Palmblättern auf dem Käse
In der Tapasbar und im Supermarkt sind mir bereits am ersten Tag die Käselaibe mit dem interessanten Muster aufgefallen, die wie kleine Kunstwerke anmuten. Im Käsemuseum in Antigua erfuhr ich warum. Das seitliche Muster stammt von den aus Palmblättern geflochtenen Rahmen, in denen mittels Salz und Pressen der Käse traditionell mit der Hand hergestellt wurde. Ein weiteres Erkennungsmerkmal – das Raster oben und unten auf dem Käselaib – entsteht durch die Unterlage in der Größe einer Herdplatte mit Ablaufrinnen für die entweichende Flüssigkeit.
Farbe verrät Alter und Geschmack
Die unterschiedliche Farbgebung des Queso Majorero von Fuerteventura gibt Aufschluss über Geschmack und Alter des Ziegenkäses. Die Rinde ist beim jungen Käse rein weiß und wird im Zuge der Reifung elfenbeinfarben. Wird der Käse mit Paprikapulver, Olivenöl oder Gofio (Mehl aus gerösteten Gerstenkörnern) bestrichen, erhält er zusätzlich ein charakteristisches Aussehen und einen speziellen Geschmack. Das alles macht den auf Fuerteventura hergestellten Käse so einzigartig. Und gleichzeitig liefert er Hinweise auf die kulturelle Geschichte der kanarischen Insel. Im Käsemuseum wird die Entwicklung von der handgemachten Käseherstellung für den Hausgebrauch und Hofverkauf bis zum industriell produzierten Queso Majorero anschaulich, haptisch und interaktiv dargestellt. Außerdem erfährst du Wissenswertes über die geologische Entstehung der Vulkaninsel, ihre einzigartige Natur (700 Pflanzenarten, davon 12 endemisch) und die Bedeutung der Ziegen für die Insel.
Fuerte-Ziegen auf einer Ziegenfarm besuchen
Die Ziege ist ein typisches Tier auf Fuerteventura. Es gibt fast 30 unterschiedliche Arten von schwarz-weiß über braun, gescheckt, gefleckt bis einfarbig und immer mit riesigen Eutern. Entlang der Hauptverbindungsstraßen von Fuerteventura sieht man Ziegenherden, die selbst an steilen Vulkanhängen auf losem Lavageröll herumspringen und fröhlich vor sich hin meckern. Manche Herden ziehen ungehütet über die Insel und suchen sich Nahrung.
In Kombination mit dem Käsemuseum empfehle ich dir, die Ziegenfarm der Finca de Pepe zu besuchen. Sie liegt nur 15 Minuten Fahrtzeit vom Museum entfernt auf einer Anhöhe oberhalb des hübschen, palmenreichen Örtchens Betancuria. Vom Ziegenstall, dem Melken bis zur Käseherstellung kannst du bei Pepe alles anschauen und im Hofladen Käse und weitere Inselköstlichkeiten kaufen. Zum Beispiel Kaktus-Marmelade oder Ronmiel, ein Likör aus Rum und Honig.
Kultwissen: Woher kommt der Name Majorero?
Die Ursprünge der Ziegenkäse-Tradition werden auf die ersten Siedler der Insel, die „Majos“, und das Wissen der nordafrikanischen Berber zurückgeführt, die Fuerteventura etwa tausend Jahre lang besetzt hatten. In der Folge wurde der Käse zum Grundnahrungsmittel der „Majoreros“, wie die Einwohner Fuerteventuras genannt werden, die von der Viehzucht und in diesem Zusammenhang vom Käse lebten.
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- Mueso del Queso Majorero: nur eine knappe halbe Stunde Autofahrt vom Flughafen entfernt, am Ortsausgang Richtung Norden an der FV 20
- Ziegenfarm Finca Pepe: von Antigua auf FV 30 kommend vor der Ortseinfahrt, gegenüber einer Klosterruine, rechts hoch
Kultding des Monats #Dezember 2018
Alle Fotos © Simone Blaschke
Hallo Simone,
ich habe über Weihnachten 2018 fünf Tage auf Fuerteventura verbracht. Für einen Besuch des Käsemuseum reichte meine Zeit leider nicht aus, aber ich habe ihn natürlich gekostet und mir auch ein Stück Queso majojero als Mitbringsel gegönnt. Was du darüber schreibst, finde ich sehr informativ.
Als langweilig im Vergleich zu den anderen Kanaren-Inseln habe ich Fuerteventura nicht empfunden, sie ist mit ihrer Kargheit einfach anders, aber wenn man genau hinschaut, erkennt man in der Mondlandschaft sehr viel Variation. Außerdem finde ich die Strände einfach atemberaubend!
LG
Annika
Liebe Annika,
dann haben wir uns grade verpasst ;-) Ich war bis 22.12. dort. Aber die Vulkanlandschaft mit der schwarzen Lava und weißen Häusern auf Lanzarote begeistert mich einfach mehr. Das Käsemuseum auf Fuerte war wirklich ein Highlight. Das solltest du es dir beim nächsten Mal anschauen. So ein Kurztrip auf eine sonnige Insel während der grauen und kalten Jahreszeit bei uns ist auf jeden Fall Balsam für die Seele.
LG, Simone
Hallo Simone,
da ich auf Lanzarote noch nicht war, kann ich das nicht beurteilen, will es aber im kommenden Winter nachholen. Ja, nach dem Trip war es umso schlimmer, sich wieder an das Wetter in Deutschland zu gewöhnen!
LG
Annika
Liebe Annika,
dann hol dir zu Lanzarote gerne hier im Blog ein paar Anregungen. Ich habe einiges darüber geschrieben.
Komm gut und gesund durch den Winter in Deutschland!
LG, Simone
Spannender Artikel mit vielen interessanten Fakten! Im April war ich selber auf Fuerteventura zum Surfen, eine tolle Insel. Das Wetter war noch etwas kühler als bei dir im Dezember (ca. 20 Grad).
LG,
Tamara
Danke für dein Feedback, Tamara. Zum Surfen ist die Insel sicher super. Sonst, muss ich gestehen, gehört sie nicht zu meinen Favoriten.
Vielleicht hast du ja Lust, meiner Facebook-Seite noch ein Like zu schenken und die schöne Seife zu gewinnen. LG, Simone