Als ich in den letzten Tagen für jeden Monat des Jahres 2020 die passenden Fotos herausgesucht habe, wurde mir noch einmal klar, wie hoffnungsvoll das Jahr angefangen hat. Mein Reisejahr 2020 sollte mit einem spontanen Winterurlaub im Harz und einem Kurzurlaub am Meer starten, bevor die lange geplante und voller Vorfreude erwartete Übersee-Reise nach Südafrika im Sommer anstand. Im Herbst wollte ich die Heimat meines verstorbenen Vaters besuchen (südlich von Prag, ehemaliges Sudetenland) und auch sonst hatte ich allerhand Pläne für mein Reisejahr 2020.
Inhalt
Album 2020
Bekanntermaßen kam es anders als geplant. Welche unvorhergesehene Wendung das letzte Jahr bei mir persönlich nahm, was ich loslassen musste und neu entdeckt habe zeige ich dir im heutigen Blogbeitrag. In Anlehnung an das aus dem TV bekannte „Album des Jahres“ führe ich dich anhand meiner persönlichen Fotoauswahl durch 12 Monate.
Mit diesem Beitrag nehme ich auch an der Fotoparade 2020 Spezial – Coole Bilder trotz Corona! meines lieben Bloggerkollegen Michael im Blog „Erkunde die Welt“ teil und bringe wahllos verteilt die vorgeschlagenen Kategorien #monochrom, #kalt, #Weite, #Heimat, #abgedreht und #maskiert unter. Schau mal, ob du sie findest!
Januar 2020 – unbeschwert im Dreiviertel-Takt ins Neue Jahr
Beim traditionellen Silvester-Walzer an der Kreuzung Heinrich- und Wilhelm-Bode-Straße in Braunschweig tanzte ich voller Zuversicht und Enthusiasmus in der Silvesternacht 2019/20 ins neue Jahr hinein. Fremde Menschen lagen sich unbeschwert in den Armen, die ganze Straße wog zu Walzerklängen des berühmten Komponisten Johann Strauß. Der Neujahrstag begrüßte mich mit strahlendem Sonnenschein und #Weite über dem „Südsee“ in der Löwenstadt.
Februar 2020 – Schnee im Harz und rheinischer Karneval
Gleich am ersten Februar-Wochenende fuhr ich mit meiner Freundin in den Harz nach St. Andreasberg, wo wir gerade rechtzeitig vor dem Sturmtief „Sabine“ im Schnee wanderten. Damals interessierten mich vorwiegend die durch Trockenheit und Borkenkäfer zerstörten Fichtenwälder, die unter einer feinen Schneedecke nicht ganz so schlimm aussahen wie später im Frühjahr und Sommer. Ich genoss das schöne Wochenende und freute mich auf den rheinischen Karneval.
März 2020 – Leere Regale und erster Shutdown
In der ersten März-Woche wurde uns so langsam klar, Corona hat auch Deutschland erreicht. Ich erinnere mich an eine berufliche Präsentation in einem Vortragsraum, bei der ich den Kunden keine Hand gab und mir ganz komisch vorkam. Ich war froh, als die anderen diese Geste erwiderten und ebenfalls vorsichtig waren. Noch trug man keinen Mund-Nasen-Schutz, doch das sollte sich im Laufe der kommenden Tage ändern. Als das „Hamstern“ in den Supermärkten anfing, war auf einmal jedem klar, dass hier etwas ganz komisch war.
Hinter dem Foto mit der Klopapier-Rolle auf meinem Fahrrad-Gepäckträger steckt folgende kleine Geschichte: Seit dem Start des Shutdown hielt ich mich täglich 1 bis 2 Stunden an der frischen Luft auf, ging spazieren, wandern oder fuhr Fahrrad, wie hier in den Rheinauen in Bonn. Kurz vor dieser Aufnahme hatte ich auf einer Fußgänger-Brücke diese Klopapier-Rolle „gefunden“. Wie ich später aus den Medien erfuhr, hatte ein Unbekannter symbolisch an allen möglichen Stellen am Rheinufer solche WC-Rollen abgelegt, um auf das absurde Bunkern von Klopapier aufmerksam zu machen. Die Klopapier-Rolle bleibt mir als Synonym für den Beginn der Corona-Pandemie in Erinnerung. #abgedreht
April 2020 – schönes Wetter und große Trauer
Am 1. April ist man normalerweise zu Scherzen aufgelegt. 2020 nicht, und ich persönlich aus einem weiteren Grund schon mal gar nicht. Denn an diesem Tag ist meine Mama gestorben, alleine im Krankenhaus. Nicht an Corona, aber wegen Corona konnte ich mich nicht mehr von ihr verabschieden. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass sie eine viel schönere Reise vor sich hatte als wir. Denn spätestens an Ostern war klar, die weltweit grassierende Corona-Pandemie wird uns noch das ganze Jahr auf Trab halten.
Mai 2020 – Heimat entdecken statt Auslandsreisen
Glücklicherweise blieb das Wetter auch im Mai fast anhaltend sonnig und schön. Als klar war, dass ich wegen zahlreicher Auftragsrückgänge mehr Freizeit hatte als mir lieb war, Verreisen außerhalb Deutschlands aber weiterhin schwierig war, machte ich das Bestmögliche daraus.
Lüneburg zum Beispiel kannte ich bis dato noch nicht. Für einen Tagestrip von Braunschweig genau das Richtige, zumal ich mit meinem Lebensgefährten an seinem Geburtstag einen schönen Ausflug machen wollte. #Heimat entdecken
Juni 2020 – Sommer, Sonne, Balkon
Ans Home Office mit Videokonferenzen via Zoom, Teams, Facetime etc. hatten sich bis dahin schon viele gewöhnt. Im Juni verlagerte ich mein Home Office auf Balkonien und dachte mir oft spontan Ziele für einen Tagesflug aus. Wanderungen in der Eifel und im Bergischen Land (von Bonn), im Harz oder im Elm (von Braunschweig) oder Städtebesuche, wie hier in Trier, standen bei mir auf dem Reiseprogramm. Ich war positiv überrascht, wie angenehmen leer die älteste Stadt Deutschlands an diesem Sonntag im Juni war.
Juli 2020 – Wandern in deutschen Mittelgebirgen
Im Juli unternahm ich so viele Wanderungen und Tagesausflüge in der #Heimat wie noch nie zuvor. Und ein wenig Abenteuer sollte auch dabei sein. Exemplarisch habe ich hier ein Foto von meinem Gang auf der Hängebrücke über der Rappbodetalsperre im Harz herausgesucht. Auf rund 460 Metern Länge läuft man in etwa 100 Meter Höhe über einen 1,20 Meter breiten Laufsteg, der aus einem Gitterrost besteht. Genau das war für mich die größte Herausforderung. Denn immer, wenn ich in großer Höhe über einen transparenten Untergrund laufen muss (z. B. auch bei Aussichtstürmen mit Glasboden), packt mich die Höhenangst.
August 2020 – Südafrika bye bye
Faktisch war längst klar, dass ich meine geplante Südafrika-Reise im August nicht antreten konnte. Im Kopf und in meinem fernwehgeplagten Reiseherz wurde mir das aber erst am 10. August, dem ursprünglichen Abreisetag, bewusst. So entstand die Idee zum Blogbeitrag „Reiseziele nach Corona – wovon ich träume“.
Statt des südafrikanischen Winters mit angenehm kühlen Temperaturen in Kapstadt, quälte ich mich durch die sengende Hitze Deutschlands. Anfang August hielt ich es nicht mehr aus. Während sich trotz Corona-Warnungen die Menschenmassen am Timmendorfer Strand und anderen Hot Spots am Meer tummelten, fuhren mein Freund und ich spontan an die holländische Küste bei Groningen, wo wenig los war. Doch selbst dort war es noch so heiß, dass wir als Tagesausflügler auf die Insel Borkum mit angenehmen 25 Grad „flüchteten“. Schon wenige hundert Meter außerhalb des zentralen Ortes fanden wir solche einsamen Strände. Ich hätte nie gedacht, dass ich bescheiden und dankbar nur wenige Stunden am Meer so genießen würde. #Weite
September 2020 – Acker, Baumwipfel und Schlösser
Den Monat September empfinde ich schon immer als schönsten Monat des Jahres. Es ist nicht mehr allzu heiß und trotzdem noch warm genug, um draußen zu sein. 2020 unternahm ich eine einwöchige Heldenreise zu mir selbst, mitten in der Natur im Bergischen Land. Davon gibt es bewusst keine Fotos, dafür von meinem Einsatz als „Ackerheldin“ auf dem Demeter-Feld meiner Freundin bei Köln. Hier habe ich ihr beim Graben, Gießen, Ernten und natürlich auch beim anschließenden Verzehr der Bio-Lebensmittel geholfen. Sie hat mir gezeigt, wie gut es tut, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen, gerade wenn die Welt andernorts völlig #abgedreht ist.
Und auch im September habe ich mich in luftige Höhen gewagt und Städte in Deutschland besucht, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. So zum Beispiel das niedersächsische Celle mit seinem wunderbaren Residenzschloss.
Oktober 2020 – Herbst in der #Heimat
Im Elm, einem 25 Kilometer langen bewaldeten Mittelgebirgszug im Kreis Wolfenbüttel/Helmstedt, entstand dieses schöne Herbstfoto.
Die Klosterruinen Heisterbach im rheinischen Siebengebirge waren ein weiteres Ziel meiner zahlreichen Wanderungen im Oktober 2020. Zu dieser Zeit hatte ich noch das Gefühl, die Corona-Pandemie entlässt uns langsam aus ihrem Würgegriff. Falsch gedacht, wie sich schon Ende des Monats herausstellte.
November 2020 – zweiter Shutdown des Jahres
Der sogenannte „weiche Lockdown“ (der ja in Wirklichkeit ein sog. Shutdown war, denn bei einem Lockdown dürfen Gebäude oder Gegenden nicht verlassen oder betreten werden, also „Ausgangssperre und Abriegelung“) schränkte das Leben erneut ein. Restaurants mussten wieder schließen, der Einzelhandel und Schulen blieben (noch) offen. Umso größer wurde erneut mein Drang, raus in die Natur zu gehen. Der weite Blick über das Bergische Land, wie hier in der Nähe von Schloss Homburg bei Nümbrecht, tat so gut.
Dezember 2020 – Lanzarote und Zoom-Silvesterparty
Das Wetter wurde schlechter, die Tage kürzer und dunkler und meine Stimmung litt extrem darunter, dass der Dezember auch beruflich unter keinem guten Stern stand. Dazu die täglichen widersprüchlichen Aussagen aus Regierungskreisen, wie mit den extrem steigenden Corona-Zahlen umzugehen sei, und zu befürchtende (und ab 16.12. ja auch eingeführte) härtere Corona-Regeln führten zu einer wohl überlegten und kurzfristig umgesetzten Idee: Wir verreisen! Sonne und Meer – eine ganze Woche nach Lanzarote!
Als wir mit negativem PCR-Test in den fast leeren Flieger stiegen, konnten wir unser Glück kaum fassen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kanarischen Inseln kein Risikogebiet und auf Lanzarote gab es nur 130 aktive Fälle (7-Tage-Insidenz), aktuell übrigens kaum mehr. Deshalb kann ich dir aus 2020 tatsächlich noch ein paar Urlaubsfotos zeigen, bevor ich nach unserer Rückkehr wieder brav zuhause blieb und eine virtuelle Silvesterparty per Zoom feierte.
Aussichten für 2021
Zurzeit (Stand 05.01.) habe ich persönlich keine konkreten Reisepläne. Wie auch? Trotz Lockdown sind die Corona-Zahlen in Deutschland aktuell noch immer sehr hoch. Vermutlich werden die Corona-Regeln in den nächsten Tagen sogar noch verschärft. Deshalb heißt die Devise in jeglicher Hinsicht: Durchhalten!
Mir persönlich helfen Netzwerke (ReisebloggerInnen, Selbstständige usw.) und meine tägliche Dosis Yoga. Was hilft dir über diese Zeit, in der du nicht (so einfach) verreisen kannst? Ich freue mich auf deinen Kommentar mit positiven Anregungen.
Alle Fotos © Simone Blaschke
Liebe Simone,
danke für diesen ehrlichen Jahresrückblick! Fühle Dich gedrückt! Ich musste im Juli meinen Papa gehen lassen. Er ist friedlich zuhause im Bett eingeschlafen, am Morgen nachdem ich nach eineinhalb Wochen bei ihm an meine Schwester übergeben hatte und nach Hause gefahren war. Insofern war alles gut. Ich finde auch gut, dass Du im Dezember auf den Kanaren warst. Dein Lanzarote-Bild ist mein absoluter Favorit! Wir waren im November so nah dran, eine Reise nach Namibia zu buchen. Im letzten Moment haben wir angesichts der Entwicklungen einen Rückzieher gemacht. Jetzt wären wir gerade dort und es stimmt mich schon ein bisschen traurig. Wer weiß, wann es wieder möglich sein wird. Afrika ruft schon ziemlich laut nach mir ;-).
Dir alles Gute für 2021, Gesundheit, viele Reisen und ganz viele tolle Aufträge! Beate
Liebe Beate,
vielen Dank für deine lieben Worte und herzliches Beileid. So ein Verlust ist nie einfach und du konntest deinen Papa verabschieden, wie schön.
Ich kann dich wegen Namibia so gut verstehen, unsere Südafrika-Reise wäre auch ein Highlight gewesen. Ich hoffe, die Unterkunft in Kapstadt verschiebt den Buchungs-Gutschein um ein weiteres Jahr.
Auch dir wünsche ich das Beste für 2021! Und ja, viele tolle Aufträge kann ich gut gebrauchen. Die wünsche ich dir auch. LG, Simone
du hast tolle bilder mitgebracht. schon arg irgendwie, dass 2020 jeder von uns etwas erlebt hat, das wir alle irgendwo als zäsur erlebt haben, jeder auf seine art und weise. was für uns alle da plötzlich gestoppt hat.
mein beileid zum verlust deiner mutter, dass sie alleine sterben musste ist besonders hart :-(
Liebe Paleica,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar und deine Beileidsbekundungen. Ich hatte glücklicherweise in den Monaten davor noch viele schöne gemeinsame Momente mit meiner Mama. Und ich bin echt froh, dass sie diese sch… (pardon) Zeiten jetzt nicht mehr miterleben muss.
Ich wünsch dir und uns allen, dass wir am Ende des Jahres eine Art positive Bilanz aus dem ganzen Schlamassel ziehen können.
LG, Simone